Author Archives: Pillkahn
Jahresrückblick 2018
Ohne Worte
Highlights der Woche
Willkommen Leserinnen und Leser!
DSGVO
Ich möchte das neue Gesetz nur insofern kommentieren, als dass ich die Neubewertung der Verwertung von Daten als sehr sinnvoll einschätze. Natürlich müsste man auch über eine Besteuerung von Daten nachdenken, gerade wenn Zölle und Steuern auf Stahl und Autos verhandelt werden. Ich bin zwar kein Politiker, mache mir aber gern Gedanken.
Auf dem Blog hier werden jedenfalls keine Daten von Besuchern gespeichert.
Das Leben
„Das Leben ist fragil, jeder Tag ist ein Geschenk, kein Anspruch.“
Holly Butcher
Innovator’s Dilemma
Vor etwas mehr als 20 Jahren erschien das Buch ‚Innovator’s Dilemma‘. Inzwischen ist es ein Klassiker (ein Review zum Buch kann hier nach gelesen werden).
Die These ist einfach: Große Unternehmen konzentrieren sich in ihren Bemühungen auf aktuelle Kundenbedürfnisse und aktuelle Umsatzbringer – dabei verschlafen sie förmlich neue Entwicklungen.
Diese These wird empirisch anhand von verschiedenen Industrien (Halbleiter, IT, Bagger …) abgeleitet und die Gründe für das Versagen werden gleich mitgeliefert: „… why great companies stumble. Incompetence, bureaucracy, arrogance, tired executive blood, poor planning and short term investment horizons obviously have played leading roles in toppling many companies.“ (S. 235)
Was mich nun – gerade zum 20-jährigen – besonders wundert ist der Punkt, dass sich trotz des Wissens darüber (immerhin ein Bestseller in der inzwischen 5. Auflage oder so) eigentlich nichts geändert hat.
In dem Film wird gezeigt, dass es nicht mehr um Disk-Floppys (kennt sicher kaum noch jemand) oder Schaufelradbagger geht sondern nun um UBER, AirBNB, Amazon-Kindle, WhatsApp, SmartPhone-Kamera und viele andere ‚Disruptive Innovationen‘ geht, die eben nicht von traditionellen Großkonzernen ausgegangen sind, sondern von Nischenplayern:
Daran anschließend: Warum ist das so? In den großen Unternehmen arbeiten smarte Leute, die bewusst Entscheidungen treffen. Warum sind dann diese Unternehmen so lern-resistent? Wäre das nicht eine gute Gelegenheit mal zu überlegen, wie man gezielt das Neue in Unternehmen bringen kann – eben auch oftmals gegen den Widerstand in den Organisationen?
Ein Hackathon wäre sicher ein guter Anfang (aber auch da sollte man darauf achten, ob man das Neue überhaupt zulässt oder doch nur wieder Lösungen für ‚alte‘ Probleme sucht – ohne jegliche Ambition auf Disruption). Immerhin gibt es auch Beispiele von Großunternehmen (Amazon und die fast paranoide Angst des Jeff Bezos vor dem Tag 2). Eine triviale Antwort wird es nicht geben aber die Zeit um das Innovator’s Dilemma zu lösen wäre reif – überreif sogar, wenn man sich einige der erfolgreichen Industrien Deutschlands mal genauer anschaut.
Über Querdenker
Vor ca. 3 Jahren beschäftigte ich mich schon einmal mit dem Thema ‚Querdenker (Von Längs- und Querdenkern) An Aktualität hat das Thema kaum eingebüßt, im Gegenteil – inzwischen gibt es sogar einen Querdenker-Kongress. Zugrunde liegt in der Regel immer die Forderung: „Wir brauchen mehr Querdenker,stellt mehr Querdenker ein usw.“ Also der Querdenker erfreut sich in gewisser Weise einer großen Beliebtheit. Schaut man jedoch etwas genauer hin, entpuppen sich die vielen Vorstellungen als romantische Verklärung des Phänomens.
Nochmal zur Verdeutlichung: Querdenker bedeutet IMMER, dass jemand mit seiner Meinung und seinen Ideen NICHT dem gepflegten Mainstream der Organisation entspricht. Es liegt also in der Natur der Sache, dass da Reibung entsteht. Das wiederum passt nicht zur Vorstellung der modernen Organisationsform, die möglichst effizient und harmonisch arbeitet. Die viel beschworene Teamfähigkeit ist, wenn man so will, der natürliche Gegenpol zum Querdenker. Und das ist der Punkt, an dem man sich fragen muss, wollen das die Organisationen wirklich? Nein! Denn sobald mal jemand unangepasst ist und nicht ins Schema passt, wird er/sie schnell als Nestbeschmutzer, Querulant oder auch Saboteur bezeichnet und blockiert oder abgekanzelt. Führungskräfte sind da schnell überfordert und selten nicht in der Lage, solche Konflikte und Spannungsverhältnisse zu lösen. Mein Hinweis lautet demzufolge: Bevor wieder vollmundig nach Querdenkern gerufen wird, sollte man erst einmal reflektieren, wie man im eigenen Umfeld damit umgeht, wenn jemand eine andere als die eigene Meinung vertritt. Genau dann merkt man, ob es ernst gemeint ist oder doch nur Business-Theater. Ähnliche Phänomene kennt man von Veränderungen: jeder fordert gerne Veränderungen, bloß eben nicht im eigenen Umfeld, da soll möglichst alles so bleiben.
Man kann also zusammenfassen: Falls jemand wieder einmal sehr euphorisch nach Querdenkern schreit, kann man davon ausgehen, dass die Forderung für alle anderen Abteilung gilt, jedoch nicht für die eigene. Dort sollen die Projekte möglichst harmonisch im Team, ohne Widerspruch oder gar Kritik, abgearbeitet werden.
Zurück zum Querdenker-Kongress. Vielleicht nehme ich sogar mal teil, nur um zu sehen, wie dort quergedacht wird. Schaut man sich jedoch die Referenten an, ahnt man jedoch schon, dass es nicht über Allgemeinplätze hinaus gehen wird. Für Querdenker ist es quasi ausgeschlossen, dass sie Karriere machen, da ihnen die dazu notwendige Beliebtheit im Unternehmen schlicht fehlt. Wenn nun fast alle Referenten CEO oder CTO o.ä. sind, ist kaum vorstellbar, dass da echte Revoluzzer-Qualitäten thematisiert werden.
Gerechtigkeit – das große Versprechen
Kann es Gerechtigkeit so pauschal überhaupt geben? Irgend jemand fühlt sich doch immer ungerecht behandelt – um das zu bestätigen, braucht man nur Meinungen zur Vergütung einholen … gerecht bedeutet auch immer zu fragen: ‚Gerecht für wen?‘ Ohne die Perspektive zu ergänzen bleibt Gerechtigkeit nur Geschwafel.
Aber darum geht es heute gar nicht, es ist ja kurz vor der Wahl und da nimmt das Gerede über Gerechtigkeit ja wieder extrem zu – nach der Wahl hört man dann wiederum kaum noch was davon.
Was mich diese Woche ziemlich irritiert hat, ist das Strafmaß gegen G20 Randalierer. Gar keine Frage, da ist nicht schön zu reden, das ist eine Sauerei und gehört bestraft. In dem Fall mit 2 Jahren und sieben Monaten Freiheitsentzug für einen Flaschenwerfer. Mit diesem Urteil muss doch jedes Gerechtigkeitsempfinden eine Ohrfeige bekommen. Wie gesagt, Strafe sollte sein.
Aber man möge sich erinnern, vor nicht allzu langer Zeit sind zwei Raser zu Bewährungsstrafen verurteilt worden, obwohl bei der vorsätzlichen Raserei Menschenleben zu beklagen waren (eine 19 jährige Radfahrerin wird getötet, ein Täter erhält zwei Jahre, der andere ein Jahr und neun Monate auf Bewährung) . Wie passt das zusammen? Das Urteil wurde zwar inzwischen vom BGH kassiert – unter anderem mit dem Hinweis auf das Rechtsempfinden in der Bevölkerung, aber dennoch: Auf der einen Seite eine vorsätzliche Straftat: der Tod von Unbeteiligten wurde billigend in Kauf genommen. Die Richter urteilen auf Bewährung. Im anderen Fall: Flaschenwerfen mit der Folge von Verletzungen: Freiheitsentzug 2 Jahre und 7 Monate. Wie lässt sich das in einem Rechtsstaat erklären?
Doch wohl nur so, dass der Staat wesentlich empfindlicher reagiert, wenn es um eigene Interessen geht. Dass es eigentlich auch Aufgabe und Pflicht des Staates ist, die eigenen Bürger zu schützen bzw. Strafen entsprechend zu ahnden scheint irgendwie gar nicht mehr selbstverständlich zu sein. So deutlich habe ich es persönlich selten empfunden, dass dem Staat seine Bürger und die Bürgerrecht eigentlich ziemlich egal sind. Aber viel von Gerechtigkeit faseln vor der Wahl, dass können Sie alle gut.