Mrz 25

Statistik, oder wie man eine Präsentation konstruiert

Man könnte es Statistik nennen oder eine Theorie, jedenfalls folgt es den Gesetzen der Wissenschaftstheorie. Genauer gesagt: der Induktion. Man hat Beobachtungen und Daten und konstruiert daraus eine Theorie. Ob die Sinn macht, kann man nicht genau sagen. Man könnte sie noch falsifizieren …

Manchmal klappt das … und manchmal nicht:

Ein gutes Beispiel darüber, was Wissenschaft vermag bzw. eben nicht.

Nov 06

Hackathon – einfach mal machen.

Was ist ein HACKATHON?
Im einfachsten Fall ist es eine Methode: einige HACKER tun sich eine bestimmte Zeit – typischerweise 24 Stunden – zusammen und versuchen ein Problem zu lösen. Man könnte es jedoch auch als Veranstaltung oder Crashaktion zum lösen von Problemen bezeichnen.sketch-2016-11-06-18_07_47_lowres

Der Vorteil liegt auf der Hand: hochkonzentriertes Arbeiten an einem oder mehreren Problem, in einer ausgesuchten Gruppe von Talenten. Diese Form der Problemlösung wird gerade ein Hype. Viele große Firmen entdecken das Thema gerade für sich – aus unterschiedlichen Gründen. Die einen erhoffen sich – Open Innovation lässt grüßen – eine kostengünstige Alternative zur ‚inhouse-Entwicklung‘. Klar, da wird viel verschenkt. Den Hackathon als Ergänzung zum betrieblichen Innovationsbemühen zu sehen, wäre die weit bessere Einstellung. Je tiefer man in das Thema einsteigt, desto facettenreicher wird das. Da sind z.B. die Hacker. Auf die kommt es ja an, deren Ideen und deren Kreativität und Geist möchte man ja nutzen. Aber wie findet man die guten – bzw. die besten – Hacker. Gute Hacker wissen um ihre Fähigkeiten und ob die sich bei einem Hackathon anmelden? Bei den Bewerbungsverfahren geht es doch ähnlich zu wie bei Personaleinstellungen – oft entscheiden Noten über Leidenschaft. Ob sich große Unternehmen hier tatsächlich ändern? Ich denke, sie müssen!
Nachdem ich das Glück hatte, einige Hackathons als Teilnehmer und Beobachter verfolgen zu können, habe ich das mal in eine Grafik zusammen gefasst. Das ist sicher nicht vollständig, aber soll einen Überblick liefern. Anregungen sind willkommen. Falls jemand Interesse an der hochauflösenden Grafik hat, melde sich bitte per email (verfügbar auch auf Slideshare).
In der nächsten Ausgabe des Fatum Magazins wird ein ausführlicher Bericht zum Thema Hackathon erscheinen.

Anonymes Feedback: htellonym.de/u/Professor

Jul 05

LEGO Serious Play

Der neue Film ist fertig:

Worum gehts? Um LEGO Serious Play. Was es ist und was es bringt. Der Film soll vor allem eine Einführung ins Thema sein. Und Neugier und Interesse wecken. Die Möglichkeiten, die das Instrument dann tatsächlich bietet, lassen sich erst beim ’spielen‘ richtig erfassen. Ich hoffe, möglichst viele lassen sich inspirieren.

Jun 10

Erstaunliche Experimente (4) : Der Kruger & Dunning – Effekt

Sokrates formulierte es einmal so: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt sehr weise, dabei war Sokrates ein Gelehrter und sicher nicht dumm. Die sich daraus ergebende spannende Frage lautet: ‚Was weiß man über das Wissen?‘ oder anders: ‚Was kann man über das Wissen wissen?‘  Klar ist, man braucht ein Grundwissen, um Wissen beurteilen zu können. Das gilt für das eigene Wissen genauso wie für die Beurteilung von anderen. Bei der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sind die meisten Menschen wohl überfordert. Wie sonst ist es erklärbar, dass auf die Frage ‚Gehören Sie zur besseren Hälfte der Autofahrer?‘ die Mehrheit mit JA antwortet? Besonders junge, männliche Autofahrer, die nachgewiesener Maßen in überproportional viele Unfälle verwickelt sind, überschätzen sich und ihre Fähigkeiten dramatisch. Das Phänomen gilt aber nicht nur im Strassenverkehr; im Gegenteil es ist weit verbreitet.

Justin Kruger und David Dünnung ( Kruger & Dunning ) veröffentlichten 1999 die Ergebnisse einer erstaunlichen Versuchsreihe. Versuchspersonen sollten Aufgaben aus Bereichen wie Logik oder Grammatik lösen und außerdem die Qualität von Witzen beurteilen. Zusätzlich sollten sie nach dem Test angeben, ob sie glaubten, dass sie besser als die Hälfte oder sogar besser als zwei Drittel ihrer Konkurrenten abgeschnitten hätten. Was bei diesen Experimenten zutage kam, war verblüffend: Nahezu sämtliche Probanden stuften sich selbst als besser als 60 bis 70 Prozent der anderen ein. Gerade diejenigen, die mit ihren Testergebnissen zu den schlechtesten 25 Prozent gehörten, neigten am häufigsten dazu, ihre Leistungen geradezu grotesk zu überschätzen. Hingegen unterschätzten die besten zehn Prozent der Testpersonen regelmäßig ihre Leistungen – wenn auch in verhältnismäßig geringem Ausmaß. Was die Forscher aber besonders schockierte: Selbst als sie den Teilnehmern die Ergebnisse der anderen zeigten, ihnen also die Chance gaben, sich selbst realistischer einzuschätzen, korrigierten die Probanden aus dem schwächsten Viertel ihr übertriebenes Selbstbild nicht. Flapsig gesprochen: Sie waren zu dumm, um die eigene Dummheit zu erkennen, und strotzten weiterhin vor Selbstbewusstsein.
In den Augen von Dunning und Kruger lassen diese Befunde auf einen gesetzmäßigen Zusammenhang schließen: Je weniger jemand von einer Sache versteht, desto weniger ist er imstande, seine eigene Inkompetenz zu erkennen und zu beurteilen, wie viel oder wie wenig andere von dieser Sache verstehen. »Es ist schwer zu wissen, dass man keine Ahnung hat. Denn wenn man wüsste, dass man von einer Sache keine Ahnung hat, wüsste man auch, was man lernen muss, um nicht länger ahnungslos zu sein«, erklärt Dunning.

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Mai 08

Erstaunliche Experimente (3): Kindergarten

Ökonomen bevorzugen in der Regel einfache Erklärungsmodelle. Noch heute ist das Modell des Homo Economicus – also des stets rational kalkulierenden und zum eigenen Vorteil tendierenden ‚Marktteilnehmers‘ –  sowohl in der Lehre als auch in der Wissenschaft weit verbreitet (obwohl der Ansatz lediglich für einige Ausnahmefälle anwendbar ist und die Begrenztheit offensichtlich ist).

Mit einem (aus meiner Sicht) wunderbaren Experiment zeigten die Ökonomen Uri Gneezy und Aldo Rustichini welchen Schaden eine Ökonomisierung im Alltag nehmen kann (im Jahre 2000 veröffentlicht in einem wissenschaftlichen Paper).
Bei dem Experiment geht es um einen Kindergarten in Israel. Der Kindergartenverwaltung ist es ein Dorn im Auge, dass einige der Eltern ihre Kleinen regelmäßig viel zu spät von der Betreuung im Kindergarten abholen. Die Unzufriedenheit bei den Betroffenen des verschleppten Feierabends wuchs und man ersonn eine ‚Strafgebühr‘ in der Hoffnung  damit abzuschrecken und die Racker würden fortan rechtzeitig eingesammelt. Was passierte daraufhin? Die Eltern zahlten nun eine Strafe für zu spätes Abholen und erstaunlicherweise stieg die Anzahl der ‚Zuspätabholer‘ (und Strafezahler). Die Strafe bewirkte also genau das Gegenteil. Aber warum? Die Forscher erklärten das Verhalten damit, dass das zuvor schlechte Gewissen nun mit der Strafe wieder rein gewaschen wurde. Als alle Dämme brachen und die Mehrzahl der Eltern sich für das Zahlen der Strafe entschieden, versuchte das Kindergartenmanagement alles wieder zurück zu drehen, also keine Strafe mehr. Was passierte nun? Nichts! Einmal eingerissen änderte sich nichts mehr.

Kindergarten

Kindergarten

Die Erklärung: soziale Spielregeln basieren auf Gewissen, Vertrauen und zwischenmenschlichen Bindungen. Werden diese Spielregeln nun mit ökonomischen Regeln vermischt, wird das Verhalten legitimiert. Ein Rückgriff auf rein soziale Spielregeln ist so gut wie unmöglich, da das Vertrauen und die Basis zerstört ist.

Ein spannendes Experiment, wie ich finde und man kann das natürlich auf andere Lebensbereiche anwenden (diskutiert im Handelsblatt). Denkt man bspw. an die Bonusdiskussion, kann man sich vorstellen, dass in vielen Organisationen die Leistungsmotivation allein finanziell erfolgt. Das wiederum ist doch bedenklich.

Mrz 19

Erstaunliche Experimente (2): Rosenhans Pseudopatienten

Bekanntermaßen faszinieren mich Experimente, um so mehr, wenn sie Bewährtes und Allzuselbstverständliches in Frage stellen. Beim nachfolgend beschriebenen Experiment kann man sich einer gewissen Schadenfreude kaum erwehren. Jedoch nur kurz, denn rasch wird einem bewusst, wie verbreitet das dargestellte Schubladendenken tatsächlich ist – und das macht nachdenklich.

Der amerikanische Psychologieprofessor David L. Rosenhan führte das Experiment zwischen 1968 und 1972 durch und veröffentlichte die Ergebnisse im Science-Magazin unter dem Titel ‚On being sane in insane places‘  (übersetzt etwa: Gesund in kranker Umgebung).
Acht Pseudopatienten (fünf Männer und drei Frauen – alle kerngesund) gehen zum Arzt und erklären im Aufnahmegespräch, sie würden Stimmen hören und könnten Worte wie etwa ‚leer‘, ‚hohl‘ und ‚dumpf‘ wahrnehmen. Alle anderen Angaben wurden wahrheitsgetreu vorgetragen und ansonsten war das Verhalten normal. Wie abgesprochen wurde anschließend bei jeder Gelegenheit darauf verwiesen, dass die Stimmen verschwunden seien. Es half jedoch nichts, alle wurden eingewiesen und blieben zwischen 7 und 52 stationär in Behandlung um dann – alle – mit dem Befund ‚abklingende Schizophrenie‘ wieder entlassen zu werden.
Keiner der Pseudopatienten könnte also enttarnt werden und Rosenhan schlussfolgert, dass man eben gerne sieht was man sehen will. Als ein Institut mit den Ergebnissen konfrontiert wurde, gab man sich ungläubig: so etwas könne nicht passieren. Darauf hin folgt der zweite Teil des Experiments. Rosenhan kündigte an, in den folgenden drei Monaten weitere Pseudopatienten einzuschleusen. Nun werden von 193 Patienten 41 als Pseudopatienten ‚enttarnt‘. Das Problem dabei: nicht ein Pseudopatient stellte sich tatsächlich vor.

Katze

Das ist bemerkenswert. Die Psychologie ist keine exakte Wissenschaft und tut sich wohl nach wie vor sehr schwer mit Befunden. Obwohl schon vierzig Jahre her, ist es wohl heute auch noch recht ähnlich. Erinnert sei hier an den Justizskandal um Gustl Mollath. Zweifelhafte Fachexpertise wird selten in Frage gestellt – und das kennt man auch von Innovationen.

Jul 21

Erstaunliche Experimente (1): … über besserwissende Chefs

Ein Ökonom der Universität Zürich hat das folgende Experiment durchgeführt:

Fünfhundert Studenten sollten im Labor Entscheidungssituationen in Unternehmen nachspielen und die Ergebnisse sind – wie ich meine – recht interessant. Die eine Hälfte wurde zu Führungskräften ‚ernannt‘, die andere Hälfte wurden ganz normale Mitarbeiter. Jeweils in Zweierteams sollte aus einem Angebot von 36 imaginären Projekten das Eine – möglichst lukrative, mit dem man viel Geld verdienen kann – ausgewählt werden. Zu Beginn war die Informationslage sehr dünn, beide – sowohl Chef als auch Mitarbeiter  – wussten gleich wenig, eigentlich nichts. Beide konnten jedoch, zusammen oder jeder für sich, Informationen ‚kaufen‘ oder auf gut Glück Projekte auswählen. Klar war beiden, das letzte Wort sollte der Chef haben. Diese Praxis kennen wir ja zur Genüge aus dem Unternehmensalltag. Die Forscher beobachteten über Stunden das Vorgehen der Paarungen. Das Erstaunliche – obwohl, wer ahnte sowas nicht schon – ist nun, dass im 30 Prozent Gewinn verloren ging und man das sehr präzise auf den autoritären Führungsstil zurückführen kann. Die Mitarbeiter hatten überwiegend viel Geld investiert um an Informationen über die Projekte zu kommen, sie lernten jedoch schnell, dass sich das Engagement kaum lohnte. Die Chefs lagen jedoch einfach mit ihren Entscheidungen viel zu oft daneben. Die bessere Lösung wäre zweifelsfrei eine Delegation oder Zusammenarbeit gewesen. Offenbar steht aber der Erhalt der Macht im Vordergrund. Man kann also folgern, dass die Erhaltung der Macht von Chefs die Formen richtig viel Geld kostet. Vorschläge zur Verbesserung schlägt die Studie leider nicht vor, dabei wäre es ganz einfach: bessere Chefs auswählen. In der Regel setzen sich die Machtversessene und Ellenbogentypen durch. Genau dieses Muster sollte doch zu durchbrechen sein.

Aber so bleibt jedes Unternehmen genau das, was es verdient hat.

Quelle: Handelsblatt 15.07.2013, S.12