war die Mauer plötzlich ‚offen‘. Wenn ich so zurück schaue, war das einer der größten Momente in meinem Leben. Heute wundert mich vor allem, wie plötzlich sich Wertesysteme auf den Kopf stellen können. Aus Helden können Verbrecher werden und umgekehrt. Wie kommt das? Sind es nicht die selber Menschen? Die Erkenntnis ist doch, dass jede Form von Macht auch Machtmissbrauch mit sich bringt.
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Projekt: ‚We the economy‘
Es ist ein ungewöhnliches Projekt. 20 Kurzfilme erklären auf einfache Art und Weise Fragen aus der Wirtschaft. Paul Allen (Co-Gründer von Microsoft) finanziert die Produktion von ‚We the economy‘ und Morgan Spurlock führt Regie:
Film 1 (von 20) : Wie alles begann mit der Wirtschaft
In den anderen 19 Filmen werden Themen wie Steuern, Rezession, Angebot und Nachfrage, Schulden, Globalisierung und weitere ‚behandelt‘. Jeder Film ist ein kleines Kunstwerk. Vielleicht gelingt es damit, dass sich Wissen über die Wirtschaft in der Gesellschaft verbreitet. Das tut wohl auch not, denn wie Umfragen immer wieder zeigen, gibt es schon mit der Berechnung von Zinssätzen Probleme.
Ich habe alle 20 Filme gesehen und bin begeistert. Ja Wirtschaft kann Spaß machen.
Film 4 (von 20): Mein Lieblingsfilm
‚The Limonade War‘
Der Obststand
Also, den Obststand gibt es wirklich! Schon oft bin ich dran vorbei gegangen ohne das er mir groß aufgefallen wäre. Es gibt viele Obststände in München, die bekanntesten sicher auf dem Viktualienmarkt. Aber wenn man so darüber nachdenkt, verwundert es schon, warum der Obststand an sich nicht schon ausgestorben ist. Supermärkte haben doch auch Obst im Sortiment! Der Film versucht, darauf eine Antwort zu geben. Überraschend überzeugend lässt er einen dann mit der Frage zurück, wieso es nicht mehr solcher Obststände gibt. Der Mensch – in dem Fall Didi – macht wohl den Unterschied und aus einem normalen Obststand einen außergewöhnlichen Obststand. Ich fragte mich auch, warum die Verwendung der Business-Phrasen bei der Darstellung den Obststand sympathisch erscheinen lassen? Man kennt diesen Business-Sprech sonst ja nur von den großen Unternehmen, die sich in der Öffentlichkeit gern recht positiv darstellen, aber als Organisation schon länger eher schlecht als recht funktionieren. Zum Vergleich schaue ich mir den Werbe-Image Film der Commerzbank an:
Frau Kuske soll hier der Commerzbank etwas Persönliches und Vertrautes verleihen. Aber wir alle wissen, in jeder großen Organisation gibt es auch Vollidioten und Arschlöcher. Die werden zwar nicht gezeigt, aber sie sind da und sorgen dafür, dass man einfach nicht glauben will, dass die Commerzbank nun mein Freund sein will. Egal, wie oft sie den Film zeigen.
Aber: „s‘ Lebn is a freid“ und ich werde morgen mal bei Didi vorbeischauen.
Tag des Kaffees
Heute ist der (internationale?) Tag des Kaffees, Grund genug also, sich dem – wie es immer so schön heisst – ‚liebsten Getränk‘ der Deutschen etwas intensiver zu widmen:
Eine kurze Recherche ergibt, dass der Verband ‚Deutscher Kaffeeverband e.V.‘ die Homepage http://www.tag-des-kaffees.de betreibt (siehe Impressum). Die vielen beworbenen Aktionen lassen tatsächlich Großes vermuten, sogar ein Quiz gibt es hier. Die Bildzeitung ist auch dabei (na klar!), hier werden Cafés (also nicht das Getränk, sondern Lokale) vorgestellt, in denen man wohl besonders angenehm genießen kann.
Ich schlürfe derweil an meiner Lieblingstasse an dem leckeren Trunk und schaue mir das folgende Video an: [mediathek url=“http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks-Co/Quarks-und-Co-Deutschland-im-Kaffeerau/WDR-Fernsehen/Video?documentId=16472698″]
Noch mehr als die Tatsache schlechthin, dass Kaffee an sich kein gesundheitliches Risiko darstellt, freut mich, dass es der WDR ist, der mit den Mythen über Kaffee aufräumt (und nicht der Kaffeerösterverband):
Hier noch einmal zusammengefasst:
1. Kaffee entzieht dem Körper Wasser. Stimmt nicht (bei den Wenigtrinkern eine stärkere Reaktion als bei Vieltrinkern)
2. Kaffee macht süchtig. Nicht wirklich (kein Suchtmittel, Kopfschmerzen nach einer Woche weg)
3. Kaffee macht alle Menschen wach. Nicht alle.
4. Kaffee enthält Koffein, Tee enthält Thein. Ein Mythos. Es ist beides identisch.
5. Entkoffeinierter Kaffee schont den Magen. Stimmt nicht, Säuren reizen den Magen, nicht das Koffein.
So, dann schmeckt der Kaffee doch gleich viel besser. Eine tolle Reportage!
Der Zug des Lebens
Die Vorstellung des Lebens als Zugfahrt hat etwas Faszinierendes. Zugegeben, das Leben verläuft nicht immer wie auf Schienen aber dieses Gefühl des ‚in Bewegung seins‘ – das ist es. Und die Mitreisenden im Abteil, dass sind die Leute, die man im Leben trifft. Mit einigen fährt man eine lange Strecke gemeinsam andere steigen schon an der nächsten Haltestelle wieder aus. Im Zug des Lebens sollte man immer darauf achten, dass man sich im richtigen Waggon befindet mit den richtigen Leuten. Ich persönlich unterteile meine Mitreisenden in ‚Sunriser‘ und ‚Sunsetter‘ wobei Letztere dafür stehen, Kraft zu saugen und Erstere dagegen tun gut und geben Kraft. Eigentlich ist es ganz einfach, die Anzahl der mitreisenden, anstrengenden ‚Sunsetter‘ sollte man minimieren und die inspirierenden ‚Sunriser‘ sollte man suchen, und das konsequent. So flirrt das Leben!
Ein sehr eindrucksvoller Film über den ‚Zug des Lebens‘:
Über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Es ist ein wirklich ergiebiges und dankbares Thema: die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Jeder ist ja irgendwie selber betroffen und so lässt es sich vortrefflich diskutieren und lachen, wenn man sich dann irgendwie ertappt fühlt. Ob Mario Barth (sehr flach) oder die Geschichte von den Pearsons (von Mars und Venus, recht putzig), ob Zalando oder der Mythos vom Steppenwolf: die Klischees werden bis zum erbrechen bedient.
Um so erstaunlicher: nun kommt eine sehr charmante Darstellung der Unterschiede am Beispiel der Funktion des Gehirns. Wirklich sehr gelungen:
Es bleibt die Erkenntnis: Ja, es gibt Unterschiede aber wie langweilig wäre die Welt, gäbe es keine.
Tagesschau. Tagesschau?
Die Tagesschau ist eine Institution. Jeden Tag erwartet man einen Überblick über die Ereignisse des Tages (deshalb wohl auch der Name).
Die heutige Sendung überraschte jedoch und ich wundere mich vor allem über die Zuweisung von Bedeutung. Geht man davon aus, dass Nachrichten mit hoher Relevanz zu Beginn ausgestrahlt werden und Kurznachrichten gegen Ende der Sendung, war heute die Meldung über Uli Hoeneß Anklage die wohl die wichtigste Nachricht.
Im Einzelnen sah die Sendung so aus:
Sendung: tagesschau 04.11.2013 20:00 Uhr
Themen der Sendung:
Anklage gegen Hoeneß zugelassen (2:05),
Koalitionsverhandlungen zur Gesundheitspolitik (4:03),
Diskussion über Snowden-Asyl (6:04),
Gespräche über NSA-Affäre (8:05),
Prozess gegen Mursi verschoben (10:05),
Kommunalwahlen im Kosovo (10:34),
Nazi-Demonstration in Moskau (11:01),
EU will Zahl der Plastiktüten begrenzen (12:58),
Prozess gegen Skandal-Neurologen (13:36),
Bahn stellt neue Mitarbeiter ein und Bahnstrecke Hannover-Berlin wieder offen (14:25),
Das Wetter (ca. 15:30)
Jeder ‚große‘ Beitrag hat also ca. 2 Minuten. Es gibt fünf also etwa 10 Minuten. Danach 2 ‚kurze‘ etwa 30 Sekunden-Beiträge. Bei den Plastiktüten wird noch mal richtig ausgeholt, nochmal etwa 2 Minuten um dann wieder kürzere mit einer halbe oder einer Minute Länge. Nun ist es sicher kaum von Bedeutung, ob Kosovo oder Moskau in der Reihenfolge vorn liegt. Ziemlich unverständlich jedoch ist es, dass Hoeneß offensichtlich DIE Nachricht des Tages sein soll. Woran wird die Bedeutung fest gemacht? Zweifelsfrei ist Hoeneß als Manager des FC Bayern eine Person der Gesellschaft und mit der Steuerhinterziehung hat er sich strafbar gemacht. Aber ist es tatsächlich von allgemeinem Interesse oder einfach ein Kniefall vor der Sensationslust? Jedenfalls ist es enttäuschend, die Tagesschau nähert sich dem Niveau der Bildzeitung an. Das ZDF ist jedoch nicht besser, es gibt sogar noch einen Zwischenruf von Werner Schneider. Unbegreiflich.
Das Leben …
Es schadet nicht, sich ab und zu zu vergegenwärtigen, dass das Leben eine begrenzte Sache ist. ‚Life is short‘ . Zu jeder Zeit sollte man das Beste daraus machen, es gibt immer die Gestaltungsoption. Nichts zu tun ist selten eine guter Plan, meistens nur Bequemlichkeit. Es geht auch nicht darum, die Erwartungen von anderen zu erfüllen. Der Maßstab sind immer die eigenen Vorstellungen und Träume. Das klingt vermeintlich egoistisch aber verlangt durchaus Verantwortung und die Klarheit gegenüber dem eigenen Tun. Das fehlt vielleicht noch in der Liste.
Danke für die Zusendung. Es erinnert mich daran, mehr darauf zu achten, unbequem zu sein.
Astrid Lindgren (aus Pipi Langstrumpf): „Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!“
Mammut
Es ist schon etwas seltsam. Bei einer Bergtour treffe ich auf eine Gruppe Wanderer, die sich schwer schnaufend den recht steilen und nicht einfach begehbaren Weg hoch quält. Belustigt stelle ich fest, dass sie durchweg sehr gut ausgerüstet sind – eigentlich zu gut für diese Tour. Jacke, Rucksack und Bergschuhe sind ausgelegt für Extremtouren (z.B. Gipfelgrat-Jacket von Mammut). An der Ausrüstung liegt es also nicht wenn die erschöpften Wanderer mit den roten Köpfen in körperliche Grenzbereiche vordringen. Offensichtlich waren die Herren länger nicht in den Bergen gewesen, was man auch an den Wohlstandsbeulen erkennen konnte, die entstehen, wenn Energiezufuhr und Energiebedarf in einer Disbalance stehen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Beispiele fallen mir für dieses Phänomen ein, nennen wir es einmal ‚Defizitausgleich durch High Tech‘. Beim Marathonlauf (und beim Training) gibt es immer Einige, die sich mit Pulsuhr, GPS-basierter Geschwindigkeits- und Entfernungsanzeige und anderen Gimmicks über die Strecke mühen und sicher vorher noch eine Laktat-Analyse befragt haben. Bierbäuchige Mountainbiker mit extrem leichten (Carbon!) Rädern versuchen sich an der Alpenüberquerung und zahlreiche andere Beispiele ließen sich anführen. Es hilft jedoch nichts, das beste Training besteht im trainieren, laufen und klettern, radfahren – was auch immer. Und wenn die Grundlagen fehlen, braucht man nicht an den Details optimieren. Aber es ist verdammt verlockend: Leistungssteigerung durch besseres Equipment. Es ist eine trügerische Illusion! Was in der digitalen Welt vielleicht gilt (ein besseres Smartphone oder ein besseres – teuereres – Laptop mag leistungsfähiger sein), beim Sport gilt es nur bedingt. Vielleicht gibt es ein besseres Gefühl? Wer weiß? Ein Markt scheint es zu sein oder zu werden. Wenn man Otto-Normal-Sportler auch für die Extremsituationen vorbereitet und damit ein gutes Gefühl vermitteln kann, ist es wohl ein Bombengeschäft.
Ich sitze in der U-Bahn, ein etwas betagter Mann steigt ein und bekommt zügig einen Sitzplatz von einem Schüler angeboten. Ich muss schmunzeln, er hat eine Jacke von ‚Jack Wolfskin‘ an. Es gilt wohl auch im Alltag.
Merkel-Festspiele
Am 22.September diesen Jahres sind Bundestagswahlen. Es geht um eine neue Regierung und im Vorfeld wird es wieder heißen, es sei wichtig zur Wahl zu gehen. Demokratie und so. Nun gehe ich zwar meistens zur Wahl, ohne aber ernsthaft daran zu glauben, dass es was bringt. Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte sich am Ergebnis nichts geändert. Das ist dann auch der schwache Versuch der Nichtwähler, die Sache irgendwie madig zu machen. Egal, ich werde wohl trotzdem gehen, obwohl die Wahl immer komplizierter und undurchsichtiger erscheint. Keine der Parteien vertritt alle meine Ansichten und so muss wohl ein Kompromiss her.
Schon allein weil kaum ein Wechseldruck spürbar ist, wird wohl alles beim Alten bleiben. Frau Merkel und ihre CDU machen Vieles richtig und nur wenig falsch. Unmut ist kaum angebracht und in dieser ‚eigentlich geht es uns ganz gut, insbesondere im Vergleich mit unseren Nachbarn‘ Stimmung kann man kaum einen Wechselwunsch feststellen. Klar, Rot-Grün würde auch gern mal wieder regieren als sich mühsam mit der Oppositionsarbeit zu befassen. Das wird jedoch sehr schwer. Steinbrück ist nicht wirklich eine Option. Mir ist auch Frau Merkel lieber – da weiss man auch in etwa was einen erwartet – als eine wenig überzeugende SPD oder Die Grünen. Und so glaube ich, dass die CDU um Merkel die Wahl gewinnt, ob die FDP weiterhin im Bundestat sitzen wird, ist schwer zu sagen.