Okt 16

Laubbläser

Ein sicheres Anzeichen für den beginnenden Herbst ist, wenn diese fürchterlichen Laubbläser in Scharen um die Häuser ziehen und stundenlang brrrr, brrrr, brrrr einen Höllenlärm machen. Das Gerät ist funktionell ziemlicher Murks. Die Anwender selbiger Geräte sind mit großer Wahrscheinlichkeit der Profi-Hausmeister-Fraktion zuzuordnen oder sind selber Haus- oder Gartenbesitzer. Ursache des Wahnsinns ist wieder einmal – wie so oft – die Natur. Die hat festgelegt, dass im Herbst die Blätter der Laubbäume nicht mehr gebraucht werden und einfach abzuwerfen sind. Ex und Hopp quasi -das Prinzip kennen wir Menschen ja aus verschiedenen Kontexten. In einer Mischung aus Pflichterfüllung, Gruppenzwang und Ordnungsliebe bemühen sich Menschen – in dem Falle überwiegend die Hausmeister – darum, die Spuren, also das Laub verschwinden zu lassen. Früher war das Handarbeit und wurde zum Teil auch recht gründlich betrieben. Die welken Blätter wurden zusammengerecht (Anmerkung: Rechen oder Laubbesen sind die Geräte, mit denen man ohne Geräusch und emissionsarm Blätter bewegen kann) und dann entweder zum Komposthaufen transportiert oder in großen Säcken abtransportiert. Vor der Aufrüstung in der Vorstadtsiedlung war das eine ganz normale Sache. Irgendwann muss dann wohl einer der Gartengerätehersteller auf die sinnige Idee gekommen sein, für verspielte Hobbygärtner und gestresste Hausmeister ein neues Spielzeug zu entwickeln. Verblüffend ist der Erfolg insofern, da die Geräte – vom Spaßfaktor für die Anwender mal abgesehen – nahezu wirkungslos sind und nur die Umwelt terrorisieren. Fast täglich kann ich das nun beobachten: Mit viel Lärm wirbeln die Laubhelden das Blattwerk auf und versuchen mit dem Luftstrahl dem ganzen eine Richtung zu verleihen. Ein lächerliches Schauspiel. Wege und Rasenflächen sind dann irgendwie zwar laubfrei, aber diese befinden sich nun sonstwo – im Idealfall beim Nachbarn. Der Nachbar hat technisch nachgezogen und ist nun auch in der Lage, das bunte Zeug vor sich herzutreiben – was er auch mit einer beneidenswerten Eloquenz betreibt.
So nervig dieses Schauspiel auch ist, ich überlege mir, ob man dieses Phänomen als Zeitgeist bezeichenen könnte. Manifestiert sich so die Oberflächlichkeit und Technisierung des kleinen Mannes? Aus der Politik kennen wir das, Schein ist wichtiger als Sein. Sympthome werden behandelt statt Probleme gründlich zu lösen. Was weiterhin auffällt ist, dass wir Menschen glauben, die meisten Probleme irgendwie durch Technik lösen zu können. Energiekrise? Klimawandel? Kein Problem, das CO2 kann man doch in der Erde speichern. Wäre es nicht einfacher, Energie zu sparen? Das Gesundheitssystem kollabiert, obwohl ein Mehr an Bewegung Wunder bewirken würde. Deutschland fehlen die Kinder für die Zukunft und die UNO empfiehlt mehr Einwanderung. Hallo? Wie wäre es mit einer kinderfreundlicheren Gesellschaft, in der weniger das Geld, sondern mehr die Kinder im Mittelpunkt stehen?
Ja, es ist der Geist der Zeit. Die Menschheit wird Sklave der Beschleunigung. Das fängt bei den Laubbläsern an und hört bei Gesundheits- und Familienpolitik auf.

Feb 11

Power-Point Wahrheiten

Seit es Power-Point von Microsoft und damit quasi auch einen Standard für die Erstellung und Präsentation der Foliensätze gibt, hat sich die Kommunikation in Organisationen erheblich verändert. Sie ist anders geworden, nicht unbedingt besser. Das Beste ist, man kann oder besser könnte damit komplizierte Sachverhalte zuhörergerecht aufbereiten und vermitteln. Könnte, weil es kaum jemand richtig tut. In der Tat ist die Erstellung aussagekräftiger und zuhörer-orientierter Präsentationsfolien eine oft unterschätzte Gabe. Fluch und Segen gleichermaßen liegen in der einfachen Bedienung begründet. Viele Anwender werden dadurch wohl dazu verleitet sowohl zu viele Folien zu erstellen und sich viel zu sehr auf die Folien zu konzentrieren und den angesprochenen Zuhörer zu vergessen. Entscheidend ist doch, was beim Zuhörer tatsächlich ankommt und auch verstanden wird. Die Folie und die Präsentation ist nur Mittel zum Zweck.

Worauf ich jedoch heute hinaus will, ist ein Phänomen im Zusammenhang mit Powerpoint, was ich zwar schon länger beobachte, was mir aber erst jetzt so richtig bewusst wird. Die zugrunde liegende Hypothese lautet, dass das Medium Power-Point in der Anwendung  in einer Organisation von unten nach oben zunimmt. Extrem formuliert ist Power-Point an der Werkbank unbekannt und im Vorstand wird es flat-rate genutzt. Nur was mit Power-Point dokumentiert ist, gilt als akzeptierte Realität in der Organisation. Ohne das wissenschaftlich nachweisen zu wollen, ist die Tendenz beobachtbar und zur Vereinfachung sei das nun verallgemeinert. Auch wenn es vielleicht überraschend klingt, wirklich neu ist es nicht.

Denkt man nun noch einen Schritt weiter, kann man zügig schlußfolgern, dass Power-Point das wichtigste Kommunikationswerkzeug in den Chefetagen ist. Strategien werden entworfen, Vorschläge zur Entscheidung vorbereitet und vorgestellt, Statusberichte präsentiert, Quartalszahlen erläutert und Projekte verworfen. Und immer mit dabei – Power-Point.

Wenn man nun noch weiß, dass in Organisationen der Informationsfluß von unten nach oben durch jede Ebene gefiltert und immer positiver dargestellt wird (R.Feynman Experiment) kann man sich vorstellen, dass Chefetagen in rosa-roten Power-Point-Welten leben, möglichst fernab der Realität. Die Realität wird in Power-Point übersetzt und dann vorzugsweise auch dort belassen. Dieser rosa-rote Power-Point Kosmos wird wohl nur durch ausßergewöhnliche Ereignisse getrübt. Falls beispielsweise das Unternehmen pleite (z.B. HRE), unangegebene Übernahmeraufereien anstehen (VW-Porsche) oder Banken-Boni zur Disposition stehen (wohl alle Banken). Alles in allem glaube ich, dass in vielen Chefetagen lediglich ein Power-Point Verständnis vom eigenen Unternehmen vorhanden ist. Diese Power-Point-Schranke können und wollen wohl nur Wenige durchbrechen. Danke Power-Point.

Dez 17

Normaler Wahnsinn

Normal – was bezeichnen wir als normal? Was irgendwie in die soziale Norm passt scheint auch normal zu sein. Wer legt diese Norm fest? Eigentlich niemand so richtig, oder? Knigge versucht sich immer mal wieder damit, ein paar verbindliche Richtlinien für den Umgang – vor allen Dingen den formalen Umgang – aufzustellen. Aber so richtig ernst scheinen das Wenige zu nehmen.

Bedeutet Normal nicht Durchschnitt und Durchschnitt ist gleichbedeutetend mit langweilig? Wer will schon als langweilig gelten? Knigge ist also etwas für Langweiler!

Ist das Leben also eine Gratwanderung zwischen gerade noch soviel Normal, um nicht ein Langweiler zu sein und so viel wie möglich Verrückt, um nicht allzu oft anzuecken? Das ist doch normaler Wahnsinn.

Nov 12

‚Gesundheit!‘

Nun ist es wieder soweit. Der Herbst ist da, das Wetter wird kühler, feuchter, nebeliger und damit steigt die Zahl der Schniefnasen. Leute erkälten sich oder noch schlimmer, sie bekommen Grippe (soll jedoch nicht das Thema heute sein).
Worauf ich hinaus will: Wenn jemand niesst, dann sagen die meisten ‚Gesundheit‘, fast reflexartig. Die Betroffenen waren sich damit wenigstens des Mitgefühls der anderen sicher und bedankten sich brav. Ich bin damit aufgewachsen; ich fand diese Interaktion weder als störend noch war ich ein Extremist in der Anwendung oder gar Bekehrung. Es war einfach so, basta. Jetzt habe ich jedoch schon des öfteren vernommen, dass Schlaukekse mit der Aussage „‚Gesundheit‘ sagt man -laut Knigge- nicht mehr“ in den Dialog grätschen. Was soll man davon halten? Ist das Klugscheißerei? Oder hält sich ernsthaft jemand an Knigge? Ich bin jedesmal aufs neue verblüfft. Ich hielt Knigge für noch bedeutungsloser als Anne Will. Und die Auffassung, ob man nun Gesundheit sagt oder nicht, ist so banal, dass es schon wieder witzig ist (und ich darüber schreibe). Irgendwann werden die Knigge-Ratgeber auf die Idee kommen und in ihre Statuten aufnehmen ‚Man lacht nicht mehr, wenn jemand etwas lustiges erzählt‘ Ob es auch so lemming-gleich aufgenommen wird? Vermutlich. Oder die Knigge-Leute wollten nur mal testen, wie weit sie gehen können mit ihrer Gängelei. Die Orientierungslosen wird es freuen, die anderen sagen und tun weiterhin, was sie für richtig halten – ‚Gesundheit‘ .

Apr 23

Eyjafjallajökull

Ein Vulkan spukt Asche und in halb Europa legt ein Flugverbot den Luftverkehr lahm. Tausende Reisende sitzen fest, sogar die Produktion bei BMW muss gestoppt werden. Ein überraschendes Ereignis und nun, ein paar Tage später läuft der Flugverkehr schon fast wieder normal. Interessant an diesem Vorfall sind vor allem zwei Dinge. Zum einen wird den Menschen mal wieder bewusst, dass trotz aller verfügbarer Technik und entwickelter Technologie die Natur ein Eigenleben führt und zum Teil unkalkulierbar ist. Mehr Demut gegenüber unserer Umwelt scheint angebracht und die Erinnerung, dass wir Menschen Gast sind auf der Erde und die Erde ohne uns weiter existiert aber eben nicht umgekehrt.
Das andere wirklich erstaunliche an dieser Ereigniskette – Vulkanausbruch – Aschewolke – Flugverbot – dass niemand mit absoluter Sicherheit sagen konnte, was da eigentlich passiert war und welche Konsequenzen das haben wird. Die Datenlage war sehr dünn, Messergebnisse erst nach Tagen verfügbar. Da Sicherheit nun einmal vorgeht, hat die Flugsicherung den Luftraum gesperrt. Das ist nachvollziehbar und absolut verständlich. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn auf Grund der Aschewolke Menschenleben zu beklagen gewesen wären. Das wirklich erstaunliche an der Situation ist jedoch, dass viele der Beteiligten sich eine Meinung auf Grund des vorliegenden Halbwissens bildeten und darin stark beeinflusst durch die Auswirkungen waren. Die Airlines waren die ersten, die das Flugverbot in Frage stellten, viele Passagiere waren hin und her gerissen zwischen Sicherheitsbedenken und den Unannehmlichkeiten. Niemand wusste etwas Genaues aber viele der Beteiligten meinten mehr zu wissen und meldeten sich wortgewaltig. Alles war Spekulation! Eine besonders traurige Figur machte wieder einmal die Politik – allen voran Herr Ramsauer. Man kann sich nur immer wieder wundern, wie und vor allem warum solch Orientierungslose auf Ministerposten gehievt werden.
Bis heute ist nicht genau zu ermitteln, ab welcher Größe die Partikel der Asche den Triebwerken schaden. Wäre nicht genau das mal ein erster Schritt, damit im Wiederholungsfall (z.B. falls der Katla aktiv wird) nicht wieder alle nur spekulieren und im Geschrei von Halbwissen der Sicherheitsaspekt gerade noch so durchsetzen kann?

Jan 29

Montag morgen …

Montag morgen ist ja ein recht kritischer Zeitpunkt für uns Menschen die dem gnadenlosen Wochenzyklus unterliegen. Der Körper schaltet vorsichtig von Spaß auf Ernst. Betroffene gehen damit unterschiedlich souverän um. Die einen sind bis Mittwoch schlecht gelaunt, andere die ganze Woche. Wieder andere machen das Wochenende gleich durch, um die schwierige Anlaufphase Montag früh zu vermeiden. Und dann gibt es auch Menschen, die sind eigentlich immer gut drauf. Oder es liegt an der Süddeutschen Zeitung. Die gibt sich nämlich Montag besonders Mühe, den Lesern die kritische Montag-Morgen-Phase zu versüßen. So jedenfalls interpretiere ich die immer Montags erscheinende Rubrik ‚Führungsspitzen‘ im Wirtschaftsteil. Der Artikel ist meistens recht originell und witzig geschrieben und meistens geht es um Manager und deren Verhalten. Das ist zwar nicht immer lustig aber die unkonventionelle Redaktion finde charmant und erfrischend.
Diesen Montag – um endlich zum Thema zu kommen – ging es um die gestresste Manager-Spezi im Allgemeinen und die überlasteten Berater im Besonderen. Frau Deckstein lässt und wissen, dass die Aufmerksamkeitskapazität eines Meschen gegrenzt ist. Immer größere Anteile davon müssen für SMS, Telefon, e-mail und Twitter & co. geblockt werden. Die gute Nachricht: es bleibt eine Restaufmerksamkeit für die eigentliche Arbeit erhalten. Wer ahnte sowas nicht schon? Nun haben wir es schwarz auf weiß und es kommt noch besser. In einem Versuch wurde die Leistungsfähigkeit von zwei Gruppen verglichen. Eine Gruppe hatte zuvor heftig gekifft (Marihuana glaube ich wurde das Gerauchte genannt) und die andere wurde mit SMS, e-mail und Telefonanrufen bombardiert. Das überraschende Ergebnis: die Kiffer waren leistungsfähiger. Diese Erkenntnis ließ mich die ganze Woche schmunzeln, besonders als ich einen gestressten Manager traf. ‚Hoffentlich kifft der nicht noch‘, dachte ich.
Und so freue ich mich schon wieder auf Montag.

Aug 15

Fortschritt im Büro

Durch Neuerungen im Bereich des Internet und der Kommunikationstechnik spüren wir den technischen Fortschritt besonders intensiv. Es vergeht kaum eine Woche, da nicht neue Möglichkeiten und Anwendungen bekannt werden. Die Zeit, in der man ständig online sein kann – falls man will – , hat mit Apples iPhone und Flatrate-Tarifen begonnen. Heute bekommt man schon relativ günstig einen UMTS Anschluß mit Flatrate. Damit kann man mit einem Laptop oder Netbook nicht nur ständig online sein sondern quasi auch überall (zumindest in Deutschland).  Das ist die logische Erweiterung von der Kabelverbindung über die WLAN-Verbindung hin zur drahtlosen Überall-Verbindung.

Was an der neuen Dynamik auffällt ist, dass es nicht wie in früheren Jahren vom Bereich der Unternehmenskommunikation – also lapidar gesprochen ‚im Büro‘ – voran getrieben wird. Im Gegenteil, Unternehmen werden gerade überrannt von den neuen Möglichkeiten und wissen teilweise nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war das technische Niveau in Unternehmen in der Regel höher als im Privatbereich. Schnellere Rechner, mehr Speicher, bessere Drucker, Internet und gute Software und dann ein Handy. Irgendwann in den letzten Jahren hat sich  das jedoch komplett gewandelt. Aus dem Privatbereich kommen die Neuerungen und erschwingliche Hardware und Software beschleunigen diesen Trend sogar noch. Die Frage, ob man privat in der Firma surfen darf, wird sich bald erübrigt haben, da das surfen über ein persönliches Gerät nicht überwacht werden kann.  Firmen überlegen noch, wie sie mit Wikipedia, Youtube und den vielen sozialen Netzwerken umgehen sollen und wie man sowas in bestehende Infrastrukturen integrieren kann. Unterdessen geht die Entwicklung rasant weiter. Es wird die Zeit kommen, da man mitleidig über die veraltete Technik der Firma lächelt. Man wird als Anwender irgendwann mal vor der Entscheidung stehen, ob man für eindeutig betriebliche Aufgaben besser das private Equipment nutzen sollte – entweder weil es wesentlich einfacher damit geht oder damit es überhaupt geht. Ich gehe davon aus, den meisten Firmen ist dieses Dilemma im Moment noch nicht bewußt. Aber wenn plötzlich Diensthandys nicht mehr privat genutzt werden, sollte man sich schon mal fragen: Warum?

Jun 19

Alles Bio?

Vor langer Zeit war ja alles einmal irgendwie Bio. Es gab zu Zeiten von Goethe und Schiller keine Geschmacksverstärker und keine Tiefkühlpizza mit Käseersatz. Die Industrialisierung brachte viele Vorteile für Kunden (längere Haltbarkeit durch Konserven) aber vor allem für die Hersteller in Form von Automatisierung und Skaleneffekten. Seit Jahren gibt es nun unter dem Namen Bio viele Lebensmittel wieder in möglichst natürlicher Form und ohne die durch die Industrialisierung bedingten Nebeneffekte. Klar ist Bio teurer, ja es muss in der Herstellung teurer sein wenn das Lebensmittel im Mittelpunkt steht und nicht der Herstellungsprozess. Jeder muss für sich entscheiden, ob ihm das der höhere Preis wert ist. Für mich ist der wichtigste Grund für Bio das Vertrauen. Nun bin ich kein leichtgläubiger Mensch, aber irgendwie kann ich es glauben, dass auf einem Bauernhof, den ich mir sogar anschauen kann, die Produkte möglichst natürlich sind und die Erzeugung mit einer ökologischen Überzeugung erfolgt. Großkonzerne unterliegen anderen Motivationen und dem Ziel ist Gewinnmaximierung. Prinzipiell ist das nichts Schlechtes – es ist das Grundprinzip der Marktwirtschaft – aber wie viele erschreckende Beispiele anschaulich zeigen, leiden die Produkte darunter. Lukrativ ist nur, was sich einfach herstellen aber teuer verkaufen lässt.

Nehmen wir als Beispiel den Nescafé Xpress:

Der besteht aus 75% fettarmer Milch, 19,4% Kaffee (aus löslichem Bohnenkaffee), Zucker, Stabilisatoren (E460, E466), Säureregulator (E500, E332) und Aroma. Auf einen Liter umgerechnet würde das Milchgetränk ca. 8,00 Euro kosten – zum Vergleich: ein Liter fettarme (Bio)Milch kostet ca. 1,00 Euro. Für den Hersteller ist es ein ideales Geschäft – extrem einfach herzustellen und mit einer riesigen Marge. Leider schmeckt es wohl noch nicht mal. Laut der Tester des WDR-Fernsehens ist der Geschmack „Nur süß, holzige bis muffige Note, nur ein Hauch von Kaffeearoma, komischer Nachgeschmack.“ (WDR: http://www.wdr.de/tv/servicezeit/essen_trinken/sendungsbeitraege/2009/0515/01_kaffeedrinks_im_test.jsp)  Für richtige Bio-Fans ist so was ein Alptraum – fast nur künstliche Zutaten, extrem teuer und nicht schmeckend! Die preisliche Nähe zu Bioprodukten geht direkt als Gewinn an den Hersteller. Im Gegensatz dazu rechtfertigt sich der Preis bei Bioprodukten in der Regel durch den höheren Aufwand in der Herstellung und der Vermeidung industrieller Methoden. Und genau das ist der Grund, warum ich gerne und oft (aber nicht ausschließlich!) Bio-Produkte kaufe. Ich fühle mich einfach gut damit.

In der Financial Times Deutschland vom 22.05.2009 steht ein Kommentar von Michael Skapinker („Warum ich kein Bio kaufe“). Er argumentiert, dass der Beweis nicht erbracht ist, dass Bio-Lebensmittel nahrhafter seien als konventionelle Lebensmittel. Fairtrade sei besser als Bio und das Bio auch nicht besser für das Klima sei. Den wahren Grund, warum Leute Bio kaufen, hat er wohl nicht begriffen, der Herr Skapinker. Vielleicht hilft der neue Film Food.Inc beim Verständnis, jedenfalls trauen die meisten Bio-Konsumenten den Bio-Bauern und Bio-Produzenten wohl eher zu, die besseren Lebensmittel herzustellen.

Mai 08

iPhone-MyPhone

Nun habe ich auch ein iPhone! Seit nun schon über einem Monat. Es wird Zeit, mal etwas darüber zu reflektieren. Eigentlich bin ich ja mehr der Anti-Phone-Typ. Ich rufe quasi nie jemand an, nur im äußersten Notfall greife ich zum Hörer. Wenn das Telefon klingelt, ignoriere ich das auch meistens. Klingt jetzt paradox, aber in einem schwachen Moment sollte es das iPhone sein. Ausgerechnet das iPhone, wo ich mir bis dahin immer sagte ‚Wozu braucht man den ganzen Schnick-Schnack?’.
Einen Monat später nun muss ich sagen, der Schnick-Schnack ist eigentlich ziemlich prima. Ich mag den Musik-Player, habe nun auch schon hunderte Lieder drauf. Alles quer Beet und ich mag die Zufallsfunktion zum abspielen (ich mag überhaupt den Zufall!). Zur Orientierung gibt es das GPS mit Google-Maps und es war schon ab und zu recht hilfreich. Dann ist noch eine Internet-Funktion enthalten – Zugang per Safari-Explorer. Etwas fummelig aber zur Not und vor allem unterwegs ist es OK.
Was an der Sache jedoch stört, ist die Telekom. Gut lief noch die Anmeldung. Was aber weniger optimal ist, ist die Verbindung ins Netz. Das schnelle Internet ist relativ oft eher langsam. Acht Jahre nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen ist das Netz noch relativ rudimentär. Auf einer vier-stündigen Fahrt von Zürich nach München ist es nicht mal auf auf der Hälfte der Strecke möglich online zu gehen. Kommen wir zum Preis. Der Spass kostet 45 Euro pro Monat – Grundpreis versteht sich. Die Kosten für SMS kommen additiv dazu. Das die Telekom dann 32 Euro vom Konto abbucht statt 7 Euro wie es die online Kostenaufstellung ausweist sei nur eine Randnotiz. In jedem Fall zu teuer für den dünnen Service.
Alles in allem kann ich jedoch sagen, mit dem Gerät bin ich zufrieden und fühle mich auch irgendwie inspiriert von der Apple-Innovation. Ein netter Nebeneffekt ist, dass mein Diensthandy nun noch öfter stumm bleibt – zwei Geräte schleppe ich nun nicht mit mir rum. Leider passt die tolle Hardware des iPhone nicht zum miesen Service der Telekom. Nur zur Erinnerung: Waren es nicht die IT Firmen, die seit Jahren verstärkt auf Service setzen wollen? Merkwürdig, die Telekom hat da wohl was missverstanden – wieder einmal!

Mrz 04

Planwirtschaft

Die ganze Woche verfolgt mich schon ein Gedanke, ohne dass ich jedoch schon fertig wäre mit durchdenken. Es geht um ein Paradox. Ein Paradox ist durch einen Widerspruch gekennzeichnet, der zwei gegenläufige Argumente als plausibel darstellt. Es gibt beispielsweise Menschen, die Lotto spielen und um die geringe Gewinnwahrscheinlichkeit wissen (1: 140 Millionen), andererseits aber bei der Wahl der Fluggesellschaft sehr genau die Absturzstatistik studieren und bei ungünstigen Werten nicht in den Flieger steigen. Oder, um beim Tanken 5 Euro zu sparen, geben Menschen an, bis zu 10 km weit zu fahren. Dieselben Menschen würden jedoch bei einem Anzug (ca. 500 Euro) nicht 10 km weiter fahren, um den Anzug 5 Euro billiger zu bekommen. Merkwürdig, es gibt menschliche Reaktionen, die rational und logisch nicht erklärbar sind.
Und so ist auch die Planwirtschaft ein interessantes Phänomen. Mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten hat auch die Planwirtschaft massiv an Popularität eingebüßt. Es ist akzeptiert, dass es durch eine zentrale Planung früher oder später zu Anpassungsproblemen kommt. Mit der Zeit entfernen sich die Planer mehr und mehr von den Ausführenden und Betroffenen. Aufgrund der Entfernung vom Geschehen kommt es zu Informationsverlusten, Falscheinschätzungen und somit zu Fehlplanungen.
Das Paradoxe ist nun, dass das im Großen – also auf nationaler Ebene – von den Meisten anerkannt wird. Jedoch, Unternehmen und Unternehmensorganisationen funktionieren genau so, nämlich planwirtschaftlich organisiert. Die zentrale Unternehmensführung ist in den meisten Unternehmen gewillt, mit einer größtmöglichen Kontrolle das Unternehmen zu leiten und zu steuern. Fehlende Kontrolle wird mit Unsicherheit und Führungsschwäche verbunden. Dieses Phänomen ist sehr gut beobachtbar und wird beispielsweise durch die Bespitzelung bei der Bahn oder ausufernde Reportingsysteme deutlich. Die Erfahrungen aus dem Scheitern der Planwirtschaft scheinen in Unternehmensführungen kein Gehör zu finden. Im Gegenteil, und das ist eben extrem paradox. Die interne (betriebswirtschaftliche) Verherrlichung der Planwirtschaft widerspricht der externen Verdammung (Volkswirtschaft).

Das Entscheidende ist die Fähigkeit zur Erneuerung und zur Anpassung. Bei zentral regierten und geplanten Unternehmensorganisation ist die Fähigkeit unterentwickelt. Entscheidungen werden nicht im Sinne der Anpassung an neue Umweltbedingungen getroffen sondern im Sinne der (zentralen) Unternehmensführung u.a. um die Position zu festigen, Macht auszubauen und bestehende Strukturen zu zementieren. Erneuerung ist riskant und damit nicht gewollt.

Früher oder später wird Organisationen, die in der weiteren Entwicklung keine Möglichkeiten zur Erneuerung verfolgen, das gleiche Schicksal ereilen wie die zentral geplanten Volkswirtschaften. Die Pleite ist vorprogrammiert und Beispiele dafür gibt es auch reichlich. Viele Manager wurden von der Finanzkrise überrascht und wissen nun nicht, was zu tun ist. Die Krise war schlicht nicht eingeplant – schon gar nicht in den Planungsbänden der Unternehmen. Über die These, dass zentral geplante und gesteuerte Unternehmen früher oder später vom Markt verschwinden, werde ich weiter recherchieren und nachdenken.