Dez 19

Sparen

Die Idee des Sparens liegt darin, etwas kostengünstiger anzubieten oder eben ganz darauf zu verzichten – also ersatzlos zu streichen. Das geht natürlich nicht ohne Auswirkungen für die angebotene Leistung. Zur Zeit kann man in München einem Experiment der Münchener Verkehrsbetriebe beiwohnen, bei dem man besonders dämlich versucht zu sparen. Der MVV hat damit begonnen, die üblicherweise in den Wagen unterhalb des Fensters angebrachten Abfallbehältnisse zu entfernen. Die Motivation für diese offensichtlich gedankenbefreite Aktion liegt wohl darin, dass man sich die Entleerung sparen will: keine Abfallbehälter – keine Entleerung. Die Konsequenz ist für jeden vernünftigen Menschen absehbar. Der Müll wandert nicht mehr in den Behälter sondern landet nun im ganzen Abteil. Für den MVV scheint das jedoch eine gewisse Überraschung darzustellen, jedenfalls hat man reagiert und mit der Demontage der Abfallbehälter aufgehört. Nun fährt ein Teil mit – meist sauber -und ein Teil ohne – meist verdreckt Müllbehälter. Eine absurde Aktion, aber das Ergebnis ist erkennbar. Damit kann man darauf reagieren. Einsparungen, die man jedoch nicht verfolgen kann, können noch wesentlich mehr Schaden anrichten. Dummes Sparen bedeutet, dass an einer Stelle im Unternehmen etwas gespart wird, dafür jedoch an anderer Stelle umsomehr Kosten entstehen. Leider scheint das weit verbreitet zu sein. Intelligentes Sparen bedeutet im Gegensatz dazu, tatsächlich vermeidbare Kosten zu reduzieren. Das ist eine riesige Herausforderung. Wenn man sich so die Einsparziele der Unternehmen anschaut, kann es sich in den seltensten Fällen um richtig überlegte (intelligente) Einsparungen handeln. Die Lufthansa schwingt sich gerade zu einem neuen Sparprogramm auf. Herr Franz verkündet die Ziele und die Orientierung an den Billigfliegern. Ähnlich wie in der Münchner U-Bahn wird man recht bald das Ergebnis bewundern können. Das letzte mir bekannte Unternehmen was sparen wollte und dabei gleichzeitig wachsen, war BENQ. Bis zur Pleite war es ungefähr ein Jahr. Kein Unternehmen hat Anspruch aufs überleben. Bleibt abzuwarten, wie lange die Lufthansa das Spagat zwischen premium und billig verkraftet.