Mai 29

Kinder an die Macht

Im Moment werden ja viele Kindertagesstätten und Kindergärten bestreikt. Dass in Deutschland gestreikt wird, ist zwar nichts Ungewöhnliches aber gewiss auch nicht alltäglich. Milchbauern streiken für höhere Milchpreise, vergessen dabei aber, dass sie selber mit verantwortlich sind, dass es bei sinkender Nachfrage immer mehr Milch gibt und diese immer abenteuerlicher hergestellt wird. Heutige Milch aus dem Supermarkt wird in der Herstellung derart behandelt, dass sie kaum noch als Milch zu bezeichnen ist. Früher konnte man Milch, falls sie schon sauer war in Schälchen füllen und dann einige Zeit später als Dickmilch genießen. Probiert man das heute, bekommt man eine ungenießbare Suppe und man wundert sich, ob das wohl ursprünglich wirklich mal Milch war. Mit den Bauern muss man also kein Mitleid haben. Sie haben die Herstellung immer weiter optimiert und effizienter gestaltet mit dem Ergebnis, dass sie heute billiger und mehr herstellen, aber das gesunde Image der Milch leidet und die Leute lieber was anderes trinken.
Dass Erzieherinnen streiken indes ist neu und irgendwie für viele auch überraschend. Kinder zählen in Deutschland nicht als systemrelevant – sind quasi unbedeutend.
In einer Krise wird deutlich, was einer Gesellschaft wichtig ist. Da die Regierung für die Rettung von Banken mehrere Milliarden spendiert, für die Erziehung unserer Kinder jedoch kaum bereit ist, mehr Geld in die Hand zu nehmen, kann man konstatieren, Banken sind wichtiger als der Nachwuchs. Oder anders ausgedrückt, die Zukunft Deutschland wird gerade verzockt. Der Nachwuchs jedoch bedeutet unsere Zukunft!
Warum gibt es keine Millionen-Boni für Kindergärtner und Kindergärtnerinnen und welchen Beitrag leistet ein Banker für die Zukunft von Deutschland? Ich glaube, es braucht sich niemand wundern, wenn Deutschland altert. Wir tuen alles für den Wohlstand und vergessen dabei die Zukunft. Solange die Renten in Deutschland staatlich gesicher sind, Kinder aber privates Risiko bedeuten, sollte sich niemand wundern, dass wir langsam aussterben. Statistiker gehen davon aus, dass in ein paar Jahren die Anzahl der Neueinschulungen um bis zu 25% zurück geht. 25% weniger Kinder in der Schule bedeuten mindestens 25% weniger Studenten und Fachkräfte und hoffentlich dann auch irgendwann 25% weniger Bankkunden. Ironie des Schicksals wäre es, wenn die Rendite der Deutschen Bank dann auch um 25% zurückgeht.

Mai 08

iPhone-MyPhone

Nun habe ich auch ein iPhone! Seit nun schon über einem Monat. Es wird Zeit, mal etwas darüber zu reflektieren. Eigentlich bin ich ja mehr der Anti-Phone-Typ. Ich rufe quasi nie jemand an, nur im äußersten Notfall greife ich zum Hörer. Wenn das Telefon klingelt, ignoriere ich das auch meistens. Klingt jetzt paradox, aber in einem schwachen Moment sollte es das iPhone sein. Ausgerechnet das iPhone, wo ich mir bis dahin immer sagte ‚Wozu braucht man den ganzen Schnick-Schnack?’.
Einen Monat später nun muss ich sagen, der Schnick-Schnack ist eigentlich ziemlich prima. Ich mag den Musik-Player, habe nun auch schon hunderte Lieder drauf. Alles quer Beet und ich mag die Zufallsfunktion zum abspielen (ich mag überhaupt den Zufall!). Zur Orientierung gibt es das GPS mit Google-Maps und es war schon ab und zu recht hilfreich. Dann ist noch eine Internet-Funktion enthalten – Zugang per Safari-Explorer. Etwas fummelig aber zur Not und vor allem unterwegs ist es OK.
Was an der Sache jedoch stört, ist die Telekom. Gut lief noch die Anmeldung. Was aber weniger optimal ist, ist die Verbindung ins Netz. Das schnelle Internet ist relativ oft eher langsam. Acht Jahre nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen ist das Netz noch relativ rudimentär. Auf einer vier-stündigen Fahrt von Zürich nach München ist es nicht mal auf auf der Hälfte der Strecke möglich online zu gehen. Kommen wir zum Preis. Der Spass kostet 45 Euro pro Monat – Grundpreis versteht sich. Die Kosten für SMS kommen additiv dazu. Das die Telekom dann 32 Euro vom Konto abbucht statt 7 Euro wie es die online Kostenaufstellung ausweist sei nur eine Randnotiz. In jedem Fall zu teuer für den dünnen Service.
Alles in allem kann ich jedoch sagen, mit dem Gerät bin ich zufrieden und fühle mich auch irgendwie inspiriert von der Apple-Innovation. Ein netter Nebeneffekt ist, dass mein Diensthandy nun noch öfter stumm bleibt – zwei Geräte schleppe ich nun nicht mit mir rum. Leider passt die tolle Hardware des iPhone nicht zum miesen Service der Telekom. Nur zur Erinnerung: Waren es nicht die IT Firmen, die seit Jahren verstärkt auf Service setzen wollen? Merkwürdig, die Telekom hat da wohl was missverstanden – wieder einmal!