Dez 29

Stirbt der erzählte Witz nun aus?

Ob in der Schule, während des Studiums oder in sonstigen Lebenslagen, ich kann mich an Zeiten erinnern, da wurden in geselligen Runden gerne Witze erzählt. Meistens gab es jemand, der das Witze-Feuerwerk eröffnete und auch auf ein scheinbar unerschöpfliches Repertoire zurück greifen konnte. Wen man Glück hatte, waren tatsächlich wirklich lustige Kalauer dabei und auch welche, die man noch nicht kannte. Der Witze-Profi stand dabei in der Regel im Mittelpunkt der Runde und schon damals ertappte ich mich bei der Frage, ob es dem Gute-Laune-Bär um den Beitrag zum geselligen Humor oder um die Position in der Gruppe ging? Witze gut erzählen zu können war schon eine besondere Fähigkeit und versprach Ansehen, Respekt, Wohlwollen und Anerkennung. Natürlich versuchten dann auch andere aus der Runde lustige Beiträge beizusteuern und oft konnte man dann auch erleben, welche Wirkung ein schlecht erzählter Witz hinterlässt, im besten Fall Heiterkeit ob der vergeigten Pointe und im schlechtesten Fall betretenes oder auch peinliches Schweigen.
Bei der Beantwortung der Frage nach der sozialen Komponente von Witzen bin ich jedoch nie wirklich weiter gekommen aber die ‚Faszination Witze erzählen‘ fesselte mich (obwohl ich selber nicht gut im Witze erzählen war).
Nun erscheint es mir im Moment jedoch so zu sein, dass das Witze erzählen kaum noch praktiziert wird. Über die Gründe kann man sicher lange diskutieren. Liegt es daran, dass man sich mehrheitlich lieber mit dem Smartphone beschäftigt? Oder das es die Witze für alle verfügbaren Themen von Blondinen-Witzen, Polizisten-Witzen oder auch mal die schlüpfrigen … überall auch online gibt? Oder liegt es an der zunehmenden Vielfalt in Form von Comics oder Kabarett?
Kann man nun schon beobachten, wie die Digitalisierung unser kulturelles und soziales Miteinander verändert? Schade eigentlich, auch wenn es manchmal auch anstrengend seien konnte, irgendwie vermisse ich sie schon…

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Ein kleiner Trost sind vielleicht die guten Comic-Strips über den Alltag im Büro.

Dez 08

Das Unternehmen unserer Träume

PPT_Gallup_Engagement_Index_2012_650Man sollte meinen, es sei ganz einfach. Der Zusammenhang zwischen dem Erfolg einer Firma und dem Grad der Motivation der Beschäftigten ist offensichtlich: Firmen mit hochmotivierten und engagierten Mitarbeitern haben ein viermal so hohes Umsatzwachstum und die Kundenzufriedenheit ist um 89% höher als bei ’normalen‘ Unternehmen. Wer nun meint, solche Erkenntnisse bewirken etwas in den vielen Organisationen, der irrt sich. Die jährliche Gallup-Untersuchung bescheinigt einen gleichbleibend hohen Anteil von Beschäftigten mit ‚keiner emotionalen Bindung zum Arbeitgeber‘ (Dienst nach Vorschrift 61% und innerer Kündigung 24%). Diese Einstellung führe laut Studie zu einem wirtschaftlichen Schaden von 112 und 138 Mrd Euro jährlich! Hoppla, was läuft da schief?
Bei der Beantwortung der Frage könnten die Erkenntnisse eines interessanten Artikels aus dem aktuellen Harvard Business Manager (HBM Dez. 2013, S.70-80) behilflich sein. Darin wird ein Forschungsprojekt – einschließlich der Ergebnisse – beschrieben, bei dem es darum ging, die ideale Firma zu ‚designen‘. Wie müsste ein Unternehmen aussehen, bei dem die besten Arbeitsbedingungen herrschen und bei dem folglich jeder gerne arbeiten möchte? Innerhalb von drei Jahren wurden viele Daten zusammengetragen und (ohne zu tief in das Forschungsprojekt einzusteigen) die Erkenntnisse zu 6 Kriterien ‚verdichtet‘:
1. Unterstützen Sie die Individualität (Ordnung und Systematik versus Individualität)
2. Lassen Sie Informationen fließen (Bsp. NovoNordisk- radikale Ehrlichkeit)
3. Erkennen und förden Sie Stärken (geringe Arbeitskosten versus Effektivität der Mitarbeiter)
4. Jenseits von Shareholder-Value (Identität der Firma)
5.Geben Sie der täglichen Arbeit Sinn (Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit versus Bürokratie)
6. Stellen Sie glaubhafte Regeln auf (Willkür von Vorgesetzten)
Die Autoren verweisen darauf, dass es kaum eine Traumfirma gibt, die alle Kriterien erfüllt, zumal sie sich z.T. auch widersprechen. Es sei ganz wichtig, so die Autoren, die Kriterien als Orientierung und nicht als Checkliste zu verstehen. Daran können sich Organisationen abarbeiten und man wird erkennen, dass sehr viel Potential besteht. Es sind die vielen kleinen Dinge, die man verändern könnte. Mein Verdacht ist, je mehr sich unsere Tätigkeiten in Richtung ‚Wissensarbeit‘ verschieben, desto dringender wird es, sich die 6 Kriterien sehr genau anzuschauen. Eigentlich ist es doch sehr einfach!