Apr 27

Die Shampoo-Revolution

Ich erinnere mich an eine Zeit da war bei uns zu Hause das Haarwaschmittel ‚Apfel‘ das Maß der Dinge. Die frisch gewaschenen Haare dufteten tatsächlich nach Apfel und zwar so intensiv, dass wohl jeder von den grasgrünen Äpfeln neidisch geworden wäre. Es war ein wohliger Augenblick und niemand hinterfragte ernsthaft ob außer dem Duft noch irgendeine Wirkung vom Shampoo auf das Deckhaar ausging. Ich vermute es war ungefähr der Moment meines Lebens in dem sich mein Verhältnis zu Haarwaschmitteln ausprägte: es sollte reinigen, na klar, und etwas weniger intensiv nach Apfel duften. Das war’s! Und mehr nicht! Aber genau das wird immer schwieriger. Ein Blick in die Regale der Fach- und Supermärkte sorgt regelmäßig für Irritationen: nicht nur die Wirtschaft und die Gesellschaft wird komplexer, scheinbar auch das Haare waschen bzw. die Auswahl der Lotionen. Auf dem Gebiet der Haarpflege scheint eine Revolution statt gefunden zu haben – wahrscheinlich von den meisten unbemerkt. Glaubt wirklich jemand, dass Papayamark oder Vanille-Milch irgendetwas bewirkt? Oder das Silberweide (in welcher Form auch immer die in die Flasche findet) für vitalen Silberglanz sorgt, hoffentlich vergreift sich da mal kein Schulkind in der Flasche. Blauer Lotus und Reisprotein sorgt für Volumen, Zitronengras und Aloe Vera-Milch sorgt angeblich für prachtvolles langes Haar (es gibt keinen Risikohinweis für die Kurzhaarigen!). Kukui-Nuss sorgt für braunes Haar, Olivenöl kenne ich wenigstens als Zutat aus der mediterranen Küche. Aber Goji-Beere oder Champagner-Beere? Es gibt scheinbar nichts, was man nicht in Shampoos mischen kann (siehe Bild). Ob als Konzentrat oder natürliche Frucht entzieht sich sowieso der Betrachtung. Man kann nur spekulieren. Was genau von einer Silberweide mag bspw. in dem Shampoo von Guhl stecken? Knospen, Blätter, Samen, Rinde oder doch nur ein irgendwie künstlich-silbriges Essenz? Kann man so etwas wirklich ernst nehmen? Oder ist auch hier einfach nur mehr Schein als Sein? Man kennt die Entwicklung aus anderen Bereichen der Gesellschaft, tendenziell immer weniger Substanz wird zunehmend aufwendiger verpackt.
Vielleicht gibt es ja noch irgendwo ein Shampoo ohne den ganzen Hokuspokus? Wo findet man ein einfaches, normales Shampoo für normale Haare, vielleicht mit etwas Apfel-Duft …  ?
Shampoo Collage_klein

Apr 08

Die Garage

Man kann nur spekulieren, warum die Garage erfunden wurden. Ich vermute es geschah in Analogie zum Stall für Pferde – Besitzer wollten in beiden Fällen dem Fortbewegungsmittel Schutz und Geborgenheit zukommen lassen.
Im Laufe der Jahre hat sich die Sache mit der Garage jedoch irgendwie verselbstständigt und heute stehen wir vor einer schier unüberschaubaren Vielfalt an Garagentypen. Seit Darwins Bemühungen um die Klassifizierung der Lebewesen wissen wir um die erhellende Sinnhaftigkeit solch strukturgebender Versuche und nicht selten ergeben sich ganz neue Erkenntnisse (‚die Garage stammt vom Stall ab …‘).
Baulich-architektonisch gibt es jedoch nicht viel her (Tiefgarage, Faltgarage, ‚normale‘ Garage freistehend, Einliegergarage, Doppelparker, Dreifachparker etc.) bzw ist schnell erschöpfend behandelt. Viel spannender erscheint die Unterscheidung nach der Art der Nutzung (bei dem Gedanken kommt mir plötzlich in den Sinn, ob wohl die Römer auch schon ihre Kampfwagen in Garagen geparkt haben? – „Brutus, fahr mal den Wagen vor“?!)
Ganz grob kann man wohl drei Garagennutzungskalküle differenzieren:

1. Da ist die schnöde Abstellmöglichkeit für das Gefährt des Individual-Verkehrsteilnehmers. Da das Auto IMG Garage_1heute kaum noch als Statussymbol taugt, wird der Bohei um das einstige Kultobjekt etwas abflauen und damit dann auch der Gedanke das heilige Gefährt schützen zu müssen. Inzwischen ist der gesicherte Parkplatz – gerade in Ballungsgebieten mit chronisch knappen Parkraumangebot – viel bedeutender (und man braucht vor dem einsteigen das KFZ nicht erst im ganzen Viertel suchen).

 

Continue reading