Mai 30

Improvisation mit Plan B

2014-05-28 Plan_B readyDer Plan B ist der eigentliche Held in unserem Leben und im Büro. Plan A funktioniert ja meistens nicht – jedenfalls nicht in der Praxis. In der Theorie sah noch alles ganz prächtig und vielversprechend aus. Aber leider hatte man nicht [hier wahlweise hundert verschiedene Gründe einsetzen] beachtet. Mit großer Heimtücke schleichen sich regelmäßig Überraschungen ein. An der Stelle kommt der Plan B ins Spiel, vorausgesetzt man hat einen. Fortgeschrittene haben sogar noch einen Plan C in der Schublade. Jeder weitere Plan fusst auf einer Lernerkenntnis oder einer möglichen Alternative und signalisiert Flexibilität und Anpassungsvermögen. Allein auf Plan A verlassen sich eigentlich nur Dumme und/oder Arrogante.

Mai 20

App-isierung im Alltag

Nun ist es passiert. Ich konnte zum ersten mal beobachten, wie einSketch App-isierunge Frau gegen eine Laterne lief. Welch ein Spaß! Ich schämte mich nicht einmal ob der Schadenfreude, die man mir sicher auch ansah.Ursache der Kollision war offensichtlich das Smartphone bzw. die tunnelblick-artige Vertiefung in eine der Apps (vielleicht teilte man gerade auf Facebook mit, dass man nun den Bahnhof zu Fuß verließ). Vor 170 Jahren war es der Hans-guck-in-die-Luft. Auch als Struwelpeter bekannt machte er sich zum Trottel. Das Prinzip ist heute das gleiche, nur die Ursache ist eine andere.

Ich vermute, in Zukunft wird so etwas öfter passieren: Zombie-Fussgänger laufen auf Grund: im harmlosen Fall einfach vor eine Laterne, weniger harmlose Zwischenfälle sind durchaus auch vorstellbar und der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Die Mahner und Deuter der Republik weisen ja schon seit längerem auf den nicht unbedingt positiven Einfluss der Smartphones auf das Verhalten der Nutzer hin. Die Kommunikation verändere sich dramatisch, durch die App-isierung verlernen die Leute das Reden. Nun, die neuen Befunde rufen sicher schon die ersten Parlamentarier auf den Plan: Gesetze müssen her, Schutz der Fußgänger vor sich selber – am besten per Helm. Die Technik-Lobby sieht dem sicher gelassen entgegen: eine neue App könnte helfen. Sie warnt den Nutzer dann vor Kollisionen. Tja, das ist der Zeitgeist, immer weniger Zeit und immer weniger Geist.

 

Mai 08

Erstaunliche Experimente (3): Kindergarten

Ökonomen bevorzugen in der Regel einfache Erklärungsmodelle. Noch heute ist das Modell des Homo Economicus – also des stets rational kalkulierenden und zum eigenen Vorteil tendierenden ‚Marktteilnehmers‘ –  sowohl in der Lehre als auch in der Wissenschaft weit verbreitet (obwohl der Ansatz lediglich für einige Ausnahmefälle anwendbar ist und die Begrenztheit offensichtlich ist).

Mit einem (aus meiner Sicht) wunderbaren Experiment zeigten die Ökonomen Uri Gneezy und Aldo Rustichini welchen Schaden eine Ökonomisierung im Alltag nehmen kann (im Jahre 2000 veröffentlicht in einem wissenschaftlichen Paper).
Bei dem Experiment geht es um einen Kindergarten in Israel. Der Kindergartenverwaltung ist es ein Dorn im Auge, dass einige der Eltern ihre Kleinen regelmäßig viel zu spät von der Betreuung im Kindergarten abholen. Die Unzufriedenheit bei den Betroffenen des verschleppten Feierabends wuchs und man ersonn eine ‚Strafgebühr‘ in der Hoffnung  damit abzuschrecken und die Racker würden fortan rechtzeitig eingesammelt. Was passierte daraufhin? Die Eltern zahlten nun eine Strafe für zu spätes Abholen und erstaunlicherweise stieg die Anzahl der ‚Zuspätabholer‘ (und Strafezahler). Die Strafe bewirkte also genau das Gegenteil. Aber warum? Die Forscher erklärten das Verhalten damit, dass das zuvor schlechte Gewissen nun mit der Strafe wieder rein gewaschen wurde. Als alle Dämme brachen und die Mehrzahl der Eltern sich für das Zahlen der Strafe entschieden, versuchte das Kindergartenmanagement alles wieder zurück zu drehen, also keine Strafe mehr. Was passierte nun? Nichts! Einmal eingerissen änderte sich nichts mehr.

Kindergarten

Kindergarten

Die Erklärung: soziale Spielregeln basieren auf Gewissen, Vertrauen und zwischenmenschlichen Bindungen. Werden diese Spielregeln nun mit ökonomischen Regeln vermischt, wird das Verhalten legitimiert. Ein Rückgriff auf rein soziale Spielregeln ist so gut wie unmöglich, da das Vertrauen und die Basis zerstört ist.

Ein spannendes Experiment, wie ich finde und man kann das natürlich auf andere Lebensbereiche anwenden (diskutiert im Handelsblatt). Denkt man bspw. an die Bonusdiskussion, kann man sich vorstellen, dass in vielen Organisationen die Leistungsmotivation allein finanziell erfolgt. Das wiederum ist doch bedenklich.