Mai 10

Trauerspiel Elektroauto

oder …

Wie ich versuchte, mir ein Elektro-Auto zu zulegen.

Im Rückblick war es wohl naiv. Ich dachte, es wird Zeit, den Diesel abzuschaffen und durch ein modernes, elektrisch betriebenes Auto zu ersetzen. Ich halte mich ja für innovativ, insofern kam ja eigentlich auch nur ein e-car in Frage. Was ich erlebt habe, lässt mich jedoch wieder zweifeln. Oder anders, es bestätigt eigentlich die These, dass Innovationen niemals einfach sind.

Wurde nicht vor Jahren mal das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2020 sollten in Deutschland 1 Millionen Elektroautos fahren? Für Deutschland als Autoland wäre es sicher ein gutes Signal gewesen – für die Umwelt und auch für die Technologie. Je näher man jedoch dem Zieldatum kommt, desto klarer wird wohl: Es wird nichts werden mit den Millionen Öko-Flitzern – derzeit gibt es etwa 60.000 in Deutschland. Und die große Frage ist: Warum ist das so? Zunächst glaube ich ja, wenn die Bundesregierung nur halb soviel Energie in die Unterstützung der Elektromobilität gesteckt hätte wie sie in das Projekt Ausländer-PKW Maut gesteckt hätte, wäre das Ziel erreichbar gewesen. Aber die Prioritäten scheinen da klar verteilt zu sein. Man arbeitet sich lieber an kleinkarierten Maut-Projekten ab (und betont dann aber unisono das man für die EU ist, der Widerspruch fällt den Politikern aber wohl selber nicht auf). Besonders enttäuschend finde ich nun die Reaktion der Kanzlerin: das Ziel wird einfach zurück genommen. „Wir haben alles versucht aber es klappt halt nicht.“ Schuld sind natürlich die verdammten Kunden, die einfach nicht wollen. Das ist so halbherzig, so lauwarm, so lieblos, so kraftlos. Und diese Frau will wieder Kanzlerin werden.

Auffällig an der Politik ist, dass man wohl einfach nicht verstanden hat, weder was die Kunden wollen, noch wie das funktioniert mit der Elektromobilität. Wie üblich denkt man, Politik ist im wesentlichen Geld – eine Prämie für die Autos reicht als Anreiz.
In dem Fall aber wohl einfach nicht. Das Auto ist eben nur ein Teil und in dem Teil ist die Infrastruktur mindestens genauso wichtig wie das Auto selber. Man kann nicht einfach an die Tankstelle fahren sondern lädt – über Kabel – Elektroenergie in das Auto. Wenn ich mir also ein e-car kaufe, sollte klar sein, wie ich das Auto geladen bekomme. Und das ist ernüchternd – in München gibt es etwa 100 Ladesäulen (bei ca 5000 e-cars). Wer dann auf die Idee kommt, sich in der Tiefgarage einen Ladeanschluss zu legen, merkt schnell, dass man da sehr einsam und allein im Regen steht. Das Landgericht München hat im Dezember entschieden, dass die Eigentümerversammlungen entscheiden müssen. Die lehnen jedoch meistens ab, da bauliche Maßnahmen eben abgelehnt werden. Es reicht schon, wenn eine Partei dagegen ist, dann wird das alles nichts. Es wird empfohlen, eine eigene Garage zu haben (!). Besonders absurd: München möchte Ladestationen auf Privatgrund mit 5.000 Euro unterstützen. Man merkt schnell, es gibt ein heilloses Durcheinander: Politisch möchte man, aber kann nicht – die Politik blockiert sich gegenseitig. Solange nicht klar geregelt ist (so wie in Norwegen z.B.), dass man Ladepunkte bevorzugt – ohne die sonst üblichen Genehmigungen – errichten kann, wird sich da auch nichts ändern.  Für eine Investition von mehreren Tausend Euro ist das alles zu unsicher. Was nützt ein tolles Auto, was man dann nicht geladen bekommt, weil man als ‚kleiner Bürger‘ dann zwischen den Instanzen zerrieben wird. Die Planwirtschaft lässt grüßen. Das E-Auto ist in 1 Minute gekauft – die Genehmigung zur Installation und zum Betrieb der Ladesäule bekomme ich sicher nicht vor 2020. Was würde wohl Amazon in der Situation machen?