Vor ca. 3 Jahren beschäftigte ich mich schon einmal mit dem Thema ‚Querdenker (Von Längs- und Querdenkern) An Aktualität hat das Thema kaum eingebüßt, im Gegenteil – inzwischen gibt es sogar einen Querdenker-Kongress. Zugrunde liegt in der Regel immer die Forderung: „Wir brauchen mehr Querdenker,stellt mehr Querdenker ein usw.“ Also der Querdenker erfreut sich in gewisser Weise einer großen Beliebtheit. Schaut man jedoch etwas genauer hin, entpuppen sich die vielen Vorstellungen als romantische Verklärung des Phänomens.
Nochmal zur Verdeutlichung: Querdenker bedeutet IMMER, dass jemand mit seiner Meinung und seinen Ideen NICHT dem gepflegten Mainstream der Organisation entspricht. Es liegt also in der Natur der Sache, dass da Reibung entsteht. Das wiederum passt nicht zur Vorstellung der modernen Organisationsform, die möglichst effizient und harmonisch arbeitet. Die viel beschworene Teamfähigkeit ist, wenn man so will, der natürliche Gegenpol zum Querdenker. Und das ist der Punkt, an dem man sich fragen muss, wollen das die Organisationen wirklich? Nein! Denn sobald mal jemand unangepasst ist und nicht ins Schema passt, wird er/sie schnell als Nestbeschmutzer, Querulant oder auch Saboteur bezeichnet und blockiert oder abgekanzelt. Führungskräfte sind da schnell überfordert und selten nicht in der Lage, solche Konflikte und Spannungsverhältnisse zu lösen. Mein Hinweis lautet demzufolge: Bevor wieder vollmundig nach Querdenkern gerufen wird, sollte man erst einmal reflektieren, wie man im eigenen Umfeld damit umgeht, wenn jemand eine andere als die eigene Meinung vertritt. Genau dann merkt man, ob es ernst gemeint ist oder doch nur Business-Theater. Ähnliche Phänomene kennt man von Veränderungen: jeder fordert gerne Veränderungen, bloß eben nicht im eigenen Umfeld, da soll möglichst alles so bleiben.
Man kann also zusammenfassen: Falls jemand wieder einmal sehr euphorisch nach Querdenkern schreit, kann man davon ausgehen, dass die Forderung für alle anderen Abteilung gilt, jedoch nicht für die eigene. Dort sollen die Projekte möglichst harmonisch im Team, ohne Widerspruch oder gar Kritik, abgearbeitet werden.
Zurück zum Querdenker-Kongress. Vielleicht nehme ich sogar mal teil, nur um zu sehen, wie dort quergedacht wird. Schaut man sich jedoch die Referenten an, ahnt man jedoch schon, dass es nicht über Allgemeinplätze hinaus gehen wird. Für Querdenker ist es quasi ausgeschlossen, dass sie Karriere machen, da ihnen die dazu notwendige Beliebtheit im Unternehmen schlicht fehlt. Wenn nun fast alle Referenten CEO oder CTO o.ä. sind, ist kaum vorstellbar, dass da echte Revoluzzer-Qualitäten thematisiert werden.