Sokrates formulierte es einmal so: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt sehr weise, dabei war Sokrates ein Gelehrter und sicher nicht dumm. Die sich daraus ergebende spannende Frage lautet: ‚Was weiß man über das Wissen?‘ oder anders: ‚Was kann man über das Wissen wissen?‘ Klar ist, man braucht ein Grundwissen, um Wissen beurteilen zu können. Das gilt für das eigene Wissen genauso wie für die Beurteilung von anderen. Bei der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sind die meisten Menschen wohl überfordert. Wie sonst ist es erklärbar, dass auf die Frage ‚Gehören Sie zur besseren Hälfte der Autofahrer?‘ die Mehrheit mit JA antwortet? Besonders junge, männliche Autofahrer, die nachgewiesener Maßen in überproportional viele Unfälle verwickelt sind, überschätzen sich und ihre Fähigkeiten dramatisch. Das Phänomen gilt aber nicht nur im Strassenverkehr; im Gegenteil es ist weit verbreitet.
Justin Kruger und David Dünnung ( Kruger & Dunning ) veröffentlichten 1999 die Ergebnisse einer erstaunlichen Versuchsreihe. Versuchspersonen sollten Aufgaben aus Bereichen wie Logik oder Grammatik lösen und außerdem die Qualität von Witzen beurteilen. Zusätzlich sollten sie nach dem Test angeben, ob sie glaubten, dass sie besser als die Hälfte oder sogar besser als zwei Drittel ihrer Konkurrenten abgeschnitten hätten. Was bei diesen Experimenten zutage kam, war verblüffend: Nahezu sämtliche Probanden stuften sich selbst als besser als 60 bis 70 Prozent der anderen ein. Gerade diejenigen, die mit ihren Testergebnissen zu den schlechtesten 25 Prozent gehörten, neigten am häufigsten dazu, ihre Leistungen geradezu grotesk zu überschätzen. Hingegen unterschätzten die besten zehn Prozent der Testpersonen regelmäßig ihre Leistungen – wenn auch in verhältnismäßig geringem Ausmaß. Was die Forscher aber besonders schockierte: Selbst als sie den Teilnehmern die Ergebnisse der anderen zeigten, ihnen also die Chance gaben, sich selbst realistischer einzuschätzen, korrigierten die Probanden aus dem schwächsten Viertel ihr übertriebenes Selbstbild nicht. Flapsig gesprochen: Sie waren zu dumm, um die eigene Dummheit zu erkennen, und strotzten weiterhin vor Selbstbewusstsein.
In den Augen von Dunning und Kruger lassen diese Befunde auf einen gesetzmäßigen Zusammenhang schließen: Je weniger jemand von einer Sache versteht, desto weniger ist er imstande, seine eigene Inkompetenz zu erkennen und zu beurteilen, wie viel oder wie wenig andere von dieser Sache verstehen. »Es ist schwer zu wissen, dass man keine Ahnung hat. Denn wenn man wüsste, dass man von einer Sache keine Ahnung hat, wüsste man auch, was man lernen muss, um nicht länger ahnungslos zu sein«, erklärt Dunning.
Praktisch kann man diesen Effekt fast täglich beobachten z.B. wenn die Unfähigsten im Raum glauben, nur sie könnten das Problem lösen (und die Kuh vom Eis zerren). Täglich grüßt uns der Narzisst und die Organisationen sind voll davon. Besonders bizarr wird es jedoch, wenn die Ahnungslosen andere einschätzen sollen. Kommt ein Dummkopf an die Macht, wird er sich mit Idioten umgeben.
Die Empfehlung der Forscher ist übrigens recht einfach: Bildung.
Kruger, Justin & Dunning, David (1999): Unskilled and unaware of it. How difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments. Journal of Personality & Social Psychology 77(6) 1121–1134 (online)
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