Bestseller

Als Bestseller bezeichnet man Bücher (oder Musik, aber heute geht es im Wesentlichen um Bücher), die sich gut verkaufen. Wenn man sich die Liste der meistverkauften Bücher anschaut – auch Bestseller-Liste genannt – lassen sich bestimmte Muster erkennen. Kochbücher gehen wohl immer gut, viele Ratgeber sind vertreten, Krimis, aktuelle Themen und Unterhaltung sind gut geeignet. Es muss ein weit verbreitetes Interesse ansprechen, darf nicht zu anspruchsvoll sein und auch nicht zu teuer (mölichst unter €20).
Zum einen fragt man sich, ob es so schwer sein kann, Autor eines Bestsellers zu werden wenn man sich strikt an einige Vorgaben hält. Zum Anderen sollte man sich immer vor Augen führen, dass man es für die Massen schreibt und auch jede Menge Glück dazu gehört (z.B. dass jemand auf das Buch aufmerksam wird und es dann massenwirksam empfiehlt).
Aber nicht nur die Autoren, auch die Leser lassen sich zumindest teilweise von den Bestseller-Listen oder Bücherläden inspirieren. Wenn man sich nun weiter vorstellt, wie Buchläden funktionieren, kommen schon Zweifel, ob das Modell zeitgemäß ist. Ich bin kein Buchhändler, gehe aber davon aus, dass ein Buchladen aus der extremen Fülle von neuen und alten Büchern auswählen muss, welche man zum Verkauf anbietet kann und soll. In der Regel stehen der endlosen Menge publizierter Bücher eine begrenzte Lager- und Verkaufskapazität gegenüber. Wie wählen die Buchhändler aus, was sie in ihre Regale stellen? Ich habe keine Ahnung, aber ich halte es für wahrscheinlich, dass sich die Einkäufer an den Bestseller-Listen orientieren. Irgendwo wäre es plausibel, da es hohe Umsätze garantiert. Ist die Konsequenz, dass die Kommerzialisierung der Literatur das Niveau der Literatur verändert? Verlage, Autoren, Buchläden und auch die Leser orientieren sich an den Bestseller-Listen. Ist es dann nicht unvermeidlich, dass die Vielfalt abnimmt und sich die ganze Literaturszene auf einen Einheitsbrei zubewegt? Ich stelle mir das so ähnlich vor, wie die Fußgängerzonen in den Städten. Wurde das Stadtbild vor Jahren von einer Vielzahl von Läden geprägt, herrscht heute eine Monokultur vor: Kaufhof, DM, Deichmann, C&A, H&M, Zero, Thalia, Vodafone und einige mehr. Kennt man eine Einkaufsstrasse, kennt man alle. Bis auf wenige Überraschungen wird sich der Büchermarkt ähnlich entwickeln wie die Innenstädte: eintöniger, angepasster und langweiliger. Buchläden wie Innenstädte werden sich einander ähnlicher mit der Folge, dass sich Wettbewerbsvorteile aufheben. Städte werden zwar an Attraktivität verlieren, aber weiter existieren. Verlage und Buchhändler jedoch werden massive Probleme bekommen. Es ist die Ironie des Schicksals. Die Bemühung um Kommerzialisierung und Effizienz macht sie langfristig zu Verlierern obwohl sie sich noch in Sicherheit wiegen. Immer seltener finde ich ein interessantes Buch im Buchladen und immer öfter bestelle ich es online  – ohne Bestseller-Liste.

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