Jan 22

Das Butterbrot

Eine Scheibe frisches Brot – z.B. das 1331 von der Hofpfisterei – mit guter Butter bestrichen und mit etwas Salz bestreut (oder wahlweise auch kleingeschnittener Knoblauch) – ist ein Hochgenuss und man fragt sich ‚Was gibt es Schöneres?‘ Ein herzhafter Biss in den festen Rand und das zarte Innere verschmilzt mit der Butter zu einer unbeschreiblichen Köstlichkeit – purer, reiner Köstlichkeit. Das Faszinierende daran ist, es muss genau so sein und aus welchem Grund auch immer, man wird nicht überdrüssig! In der Kontinuität liegt das Gemeimnis. Bei aller Hektik des Alltages und der permanenten Veränderung – BESSER, SCHNELLER, EFFIZIENTER usw. geht das Beständige schnell unter. Ein Vergleich mit den von Lebensmittelchemikern ‚verbesserten‘ Brotsorten aus dem Supermarkt verdeutlicht die Misere. Bestimmte Sachen muss man vor der Veränderung und den Verbesserungsbestrebungen einfach schützen. Das (richtige!) Butterbrot gehört einfach dazu!

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Aus der Butterbrot-perspektive erscheinen übrigens das Griechenland-Debakel oder andere Verwerfungen der Weltpolitik geradezu lächerlich. Das Butterbrot – es ist die Konstante im Leben!
Foto: pixabay

Mrz 05

Kassenkampf

Wer steht schon gern in einer Warteschlange? Niemand. Endlos erscheinen die Sekunden und Minuten, bis man endlich an der Reihe ist. Es gibt Geschäfte, da sind immer Warteschlangen und andere haben das irgendwie im Griff. Das ‚Wartepotential‘ scheint für Kunden ein wichtiges Kriterium beim Vergleich der Einkaufsmöglichkeiten zu sein.
Nun wäre ja die einfachste Option um Warteschlangen möglichst kurz zu halten, mehr Kassen zu betreiben – quasi durch Parallelisierung den Durchsatz zu vergrößern. Das bedeutet jedoch höhere Kosten und welcher Händler will das schon. Das Ziel vieler Einzelhändler scheint vielmehr zu sein, die bestehende Kapazität – zu annähernd gleichen Kosten – zu erhöhen. Diese serielle Steigerung wiederum bedeutet für das Personal Höchstleistung. Aber nicht nur für das Kassenpersonal – auch für die Kunden. Diese werden regelrecht dressiert von den Einzelhändlern. Wer ab und zu bei Aldi oder Lidl o.ä. einkauft, weiss wovon ich spreche. Das kann richtig stressig werden, zumal der ganze Kassiervorgang ja quasi als Wettstreit zwischen Kassierer(in) und Kunde inszeniert wird. Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen. Nun gut, als Kunde kann man eigentlich nie gewinnen: Irgendwann kommt man in die Nähe der Kassenzone und legt die ausgewählten Produkte auf das Warenband. Die Kassenkraft fetzt in Höchstgeschwindigkeit den Einkauf Stück für Stück über den Scanner, nur unterbrochen von evtl. Wiegevorgängen für Obst / Gemüse oder ähnliche Artikel ohne Code für den Scanner. Das ist der Frontalangriff im Kassenkampf. Die geschickte Verteidigung sieht so aus, dass man wieselflink alle Artikel am Ende des Bandes wegräumt – in den Einkaufswagen oder so – damit kein Stau entsteht. Die Situation spitzt sich noch zu, wenn der letzte Artikel eingescannt wurde und wie ein Torschuß der Preis in schrillem Quitschen das monotone Kassenzonengerassel zerreisst: „45,62 bitte“. Jetzt ist der Ball beim Kunden. Kann er parieren, wie sieht seine Verteidigung aus? In der Regel ist der Kunde noch mit dem Verstauen der Waren beschäftigt und wird eiskalt erwischt. Die Niederlage ist abzusehen – Geld wird rausgefummelt, bezahlt und dann zu Ende eingepackt. Nun kann es schon mal passieren, dass die Kassiererin ihren Sieg genüsslich auskostet und entweder mit den Augen rollt oder noch mit beim einpacken hilft. Einkaufsprofis rücken ja gleich zu zweit an. Da ist zwar feige, aber wenn einer einpackt und der andere zahlt hat man eine Chance, die Taktgeschwindigkeit der Kasse zu erreichen. Aber warum eigentlich? Warum muss man sich so hetzen lassen? Die meisten lassen sich nötigen, ohne es zu merken, bzw. empfinden es als normal. Ich habe mir angewöhnt, nur noch mit Karte zu bezahlen, selbst wenn ich meistens ausreichend Bargeld dabei habe. Das gleicht einer Vollbremsung in der Kassenzone. Während die Verbindung zu ihrer Bank hergestellt wird, kann man in Ruhe einpacken. Falls das zeitlich nicht reichen sollte, einfach mal die falsche Geheimzahl eingeben. Das bringt zusätzliche Zeit und vor allem die Genugtuung ein Unentschieden erkämpft zu haben.