Jan 28

Ach, Siemens …

Die Quartalszahlen sind enttäuschend, wieder einmal. Und dann kommt Apple um die Ecke und präsentiert die Ergebnisse des letzten Quartals – und die lassen den Siemens-Gewinn besonders mickrig erscheinen. Ein neuer Rekord auf der einen Seite, 18 Mrd Dollar Gewinn in 3 Monaten (noch nie hat ein Unternehmen in einem Quartal mehr verdient als Apple im letzten Berichtsmonat) und ein Rückgang auf rund 1,1 Mrd Euro Gewinn auf der anderen Seite (ein Einbruch von etwa 25 Prozent, Rückgang Umsatz, Rückgang Auftragseingang usw.).Immer wieder beschäftigt mich der Unterschied zwischen Siemens (Houston, wir haben ein Problem) und Apple und ich habe natürlich eine Reihe von Erklärungsversuchen. 300px-Apple_logo_Think_Different_vectorized.svg

Zunächst einmal fällt auf, dass Apple selten Firmen aus strategischen Gründen kauft (Die Kopfhörerfirma Beats – für 3 Mrd Dollar – ist wohl die Ausnahme). Siemens versucht jedoch in der Regel über Käufe / Verkäufe die Wettbewerbsposition zu stärken. Auffällig hier ist das recht glücklose agieren. Der Kauf von Dresser-Rand für knapp 8 Mrd Dollar erscheint besonders fraglich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im Gegenzug profitable Geschäfte verkauft wurden (BSH, Hörgerätesparte). Der Ölpreis fällt und Siemens kommt – wie so oft – wieder einmal einen Schritt zu spät.

Siemens_München_Perlach
Das organische Wachstum von Apple hingegen ist beeindruckend: eigene Ideen, eigene Innovationen, neue Produkte. Sicher geht noch vieles davon auf Jobs und seine Visionen zurück. Die Vision, die Hr. Kaeser für Siemens verkündet wirkt da wie aus einer anderen Zeit:

„Wir werden Siemens auf die nächste Generation der Elektrifizierung vorbereiten.“

Die Planwirtschaft lässt grüßen. Da fällt mir sofort Lenin ein, der vor rund hundert Jahren formulierte:

„Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes.“

Na dann, bis dahin bastelt Hr.Kaeser weiter an der ‚One-Man-Show‘ – so ein Einwand auf der Hauptversammlung (passend dazu ein aktueller Beitrag bei Spiegel-Online: „In Konzernen machen sich Ego-Typen breit„.) Vielleicht ist Steve Jobs sogar das große Vorbild, aber der hatte eben große Ideen. Und Siemens? Ist wegen einer Idee schon länger nicht aufgefallen. Dafür ist die teuerste Übernahme in der 168 jährigen Siemens-Geschichte wohl ein Desaster und man wundert sich, warum ein gutes Geschäft (BSH) abgegeben wurde und dafür ein schlechtes Geschäft (D-R) gekauft wurde.

Ergänzung Mai 2015:

Die Geschichte, welche in der Zeitschrift Bilanz-Magazin erzählt wird, liefert spannende Details ( ‚Der Mann, der Josef Käser über den Tisch zog‘, Bilanz Mai 2015, S.26)

Bildquellen: Wikipedia

Jun 21

Warum Amazon nie so sein wird wie Apple

Man stelle sich vor: beim Eingang in ein Kaufhaus wird plötzlich ein Eintrittsgeld fällig …
Die Begründung des Kaufhauskonzerns würde vermutlich in die Richtung argumentieren, dass man dieses ’nur schauen‘ statt kaufen eindämmen wolle. Klingt wie ein schlechter Scherz?
So etwas ähnliches plant aber nun der Buchhändler Amanzon. Und zwar mit dem neuen Handy namens Fire-Phone:

Ein weiteres Handy auf dem Markt, nun von Amazon. Erschreckend daran ist eigentlich nur die Erkenntnis, dass jetzt sogar schon Buchhändler Geräte entwickeln und vermarkten können, die vor kurzem noch als High-Tech bezeichnet worden sind. Zwar hat Amazon schon mit dem Kindle Erfahrungen mit Endgeräten aber ein Handy ist mehr als ein Lesegerät.
Nicht zu verkennen ist das Bemühen seitens Amazon an die Marketing-Erfolge von Apple anzuknüpfen.

Sowohl die Ankündigung (im Video wird es recht geheimnisvoll, da nicht zu sehen ist, wovon alle so begeistert sind) erinnert sehr stark an Apple als auch der Preis und die Vorstellung durch Jeff Bezos. Nun ja, technisch ist einzig die 3D-Darstellung eine Neuerung zu verfügbaren Modellen (wobei LG vor 3 Jahren schon das Optimus 3D herausbrachte, welches jedoch floppte). Aber kann man so auch den Erfolg von Apples iPhone kopieren?
Ich glaube nicht, denke sogar dass es sich Amazon zu einfach macht und  sich selber dabei überschätzt und den Handymarkt unterschätzt. Der ist hart umkämpft. Auch Goolge hatte schon im August 2011 versucht mit Motorola eigene Geräte ins Programm zu nehmen, sich nach 30 Monaten wieder getrennt. Auch wenn es immer so aussah als ob der Erfolg bei Apple vor allem Steve Jobs und seiner genialen Marketing-Strategie zu verdanken war – ganz so einfach ist es nicht. Man darf nicht vergessen, am Anfang standen radikale Innovationen im Bedienkonzept und der Wille, das beste Gerät zu entwickeln. Das ist der große Unterschied zu Amazon: Die Idee hinter dem Fire-Phone ist nicht das beste Gerät sondern der Wunsch, näher am (zahlenden) Kunden zu sein. Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, aber vielleicht wären ja auch Leute bereit, beim Kaufhof Eintritt zu bezahlen. Wer kann das schon genau wissen.

Apr 08

Die Garage

Man kann nur spekulieren, warum die Garage erfunden wurden. Ich vermute es geschah in Analogie zum Stall für Pferde – Besitzer wollten in beiden Fällen dem Fortbewegungsmittel Schutz und Geborgenheit zukommen lassen.
Im Laufe der Jahre hat sich die Sache mit der Garage jedoch irgendwie verselbstständigt und heute stehen wir vor einer schier unüberschaubaren Vielfalt an Garagentypen. Seit Darwins Bemühungen um die Klassifizierung der Lebewesen wissen wir um die erhellende Sinnhaftigkeit solch strukturgebender Versuche und nicht selten ergeben sich ganz neue Erkenntnisse (‚die Garage stammt vom Stall ab …‘).
Baulich-architektonisch gibt es jedoch nicht viel her (Tiefgarage, Faltgarage, ‚normale‘ Garage freistehend, Einliegergarage, Doppelparker, Dreifachparker etc.) bzw ist schnell erschöpfend behandelt. Viel spannender erscheint die Unterscheidung nach der Art der Nutzung (bei dem Gedanken kommt mir plötzlich in den Sinn, ob wohl die Römer auch schon ihre Kampfwagen in Garagen geparkt haben? – „Brutus, fahr mal den Wagen vor“?!)
Ganz grob kann man wohl drei Garagennutzungskalküle differenzieren:

1. Da ist die schnöde Abstellmöglichkeit für das Gefährt des Individual-Verkehrsteilnehmers. Da das Auto IMG Garage_1heute kaum noch als Statussymbol taugt, wird der Bohei um das einstige Kultobjekt etwas abflauen und damit dann auch der Gedanke das heilige Gefährt schützen zu müssen. Inzwischen ist der gesicherte Parkplatz – gerade in Ballungsgebieten mit chronisch knappen Parkraumangebot – viel bedeutender (und man braucht vor dem einsteigen das KFZ nicht erst im ganzen Viertel suchen).

 

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