Dez 13

Siemens und die Innovation AG

„Siemens ist nicht innovativ genug“ (Handelsblatt, 9. Dezember 2015)

Das an sich ist keine Neuigkeit, eigentlich wissen es sogar die meisten (Siemensianer und Beobachter). Nun steht es jedoch in der Zeitung – schwarz auf weiß. Und das ist dann doch neu, bedenkt man, dass Siemens vor einigen Jahren noch als Hightech-Konzern bezeichnet wurde. Heute läuft man der Konkurrenz hinterher und möchte endlich wieder aufschließen – ausgerechnet mit Innovationen!2015-12-13 19_22_05

Das kann nur schiefgehen. Warum? Ein Erklärungsversuch:

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Jan 28

Ach, Siemens …

Die Quartalszahlen sind enttäuschend, wieder einmal. Und dann kommt Apple um die Ecke und präsentiert die Ergebnisse des letzten Quartals – und die lassen den Siemens-Gewinn besonders mickrig erscheinen. Ein neuer Rekord auf der einen Seite, 18 Mrd Dollar Gewinn in 3 Monaten (noch nie hat ein Unternehmen in einem Quartal mehr verdient als Apple im letzten Berichtsmonat) und ein Rückgang auf rund 1,1 Mrd Euro Gewinn auf der anderen Seite (ein Einbruch von etwa 25 Prozent, Rückgang Umsatz, Rückgang Auftragseingang usw.).Immer wieder beschäftigt mich der Unterschied zwischen Siemens (Houston, wir haben ein Problem) und Apple und ich habe natürlich eine Reihe von Erklärungsversuchen. 300px-Apple_logo_Think_Different_vectorized.svg

Zunächst einmal fällt auf, dass Apple selten Firmen aus strategischen Gründen kauft (Die Kopfhörerfirma Beats – für 3 Mrd Dollar – ist wohl die Ausnahme). Siemens versucht jedoch in der Regel über Käufe / Verkäufe die Wettbewerbsposition zu stärken. Auffällig hier ist das recht glücklose agieren. Der Kauf von Dresser-Rand für knapp 8 Mrd Dollar erscheint besonders fraglich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im Gegenzug profitable Geschäfte verkauft wurden (BSH, Hörgerätesparte). Der Ölpreis fällt und Siemens kommt – wie so oft – wieder einmal einen Schritt zu spät.

Siemens_München_Perlach
Das organische Wachstum von Apple hingegen ist beeindruckend: eigene Ideen, eigene Innovationen, neue Produkte. Sicher geht noch vieles davon auf Jobs und seine Visionen zurück. Die Vision, die Hr. Kaeser für Siemens verkündet wirkt da wie aus einer anderen Zeit:

„Wir werden Siemens auf die nächste Generation der Elektrifizierung vorbereiten.“

Die Planwirtschaft lässt grüßen. Da fällt mir sofort Lenin ein, der vor rund hundert Jahren formulierte:

„Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes.“

Na dann, bis dahin bastelt Hr.Kaeser weiter an der ‚One-Man-Show‘ – so ein Einwand auf der Hauptversammlung (passend dazu ein aktueller Beitrag bei Spiegel-Online: „In Konzernen machen sich Ego-Typen breit„.) Vielleicht ist Steve Jobs sogar das große Vorbild, aber der hatte eben große Ideen. Und Siemens? Ist wegen einer Idee schon länger nicht aufgefallen. Dafür ist die teuerste Übernahme in der 168 jährigen Siemens-Geschichte wohl ein Desaster und man wundert sich, warum ein gutes Geschäft (BSH) abgegeben wurde und dafür ein schlechtes Geschäft (D-R) gekauft wurde.

Ergänzung Mai 2015:

Die Geschichte, welche in der Zeitschrift Bilanz-Magazin erzählt wird, liefert spannende Details ( ‚Der Mann, der Josef Käser über den Tisch zog‘, Bilanz Mai 2015, S.26)

Bildquellen: Wikipedia

Dez 14

Musterbrecher brechen Muster

Musterbrecher – das Buch

Musterbrecher sind – so die Autoren – Personen, die etwas anders machen, also wie der Name sagt, bestimmte Muster durchbrechen. Die Muster beziehen sich dabei auf Routinen und betrieblichen Abläufe, die zwar gewohnt und effizient sind aber in der Regel jede Art von Innovationen verhindern. Das Phänomen kenne ich zu gut, nicht nur von Siemens , auch viele andere Organisationen habe ich kennengelernt als Innovationsverhinderungsinstitutionen.

Dass ich mich in die Reihe der sogenannten Musterbrecher einreihen darf, ehrt mich natürlich. Bei der Bucherstellung wurde ich zum Thema Innovationen interviewt. Es war eine spannende Erfahrung und umso mehr freut es mich, dass nun bei der Erstellung des Kalenders für 2015 wieder das Thema Innovation zum Zug kam und ich wieder erwähnt wurde.

Musterbrecher – der Kalender für 2015

Das Juli-Kalenderblatt: Vorderseite und Rückseite:

2014-12-30 Musterbrecher001

2014-12-30 Musterbrecher002Um Innovationen zu starten, sollte man natürlich nicht erst bis Juli 2015 warten. Falls Sie Inspirationen suchen oder eben Musterbrecher, dann sollten Sie / sie sich hier melden

Apr 09

Im Schatten der Planwirtschaft …

Ein Teil meines Lebens war geprägt durch die Planwirtschaft. Ich wuchs in der DDR auf und machte ddr-parolefrühzeitig die Erfahrung der zentral gesteuerten Wirtschaftspolitik und der Begleit-Propaganda. Wenn ich zurückdenke, dann nicht im Groll. Es war anders. Es gab keine Werbung dafür aber Mangelwirtschaft, die Preise waren überall gleich und der Staat war eigentlich chronisch überfordert. Das Interessante war jedoch, dass man beim Lesen der Zeitung und als Empfänger der zentral organisierten Kommunikation ein ganz anderes Bild präsentiert bekam. Glaubte man dem in den Medien gezeichneten Bild, so war das Leben schillernd und der Sozialismus alternativlos und erfolgreich. Der erlebte Alltag und das gezeichnete Bild hatten kaum etwas miteinander zu tun – und alle wussten das und hatten sich damit arrangiert. Man lernte damit zu leben: In der Zeitung wurde z.B. von  den Erfolgen der Partei und den übererfüllten Plänen berichtet. Der Alltag war eine Monokultur und durch Mängel und Langsamkeit geprägt. Es war keineswegs Armut aber eben auch nicht so wie in den Medien dargestellt. War es Propaganda oder Realitätsverlust? Es war nicht ganz klar, vermutlich eine Mischung aus beidem.junge_welt

Das Verblüffende ist nun, daß dieses Phänomen – also die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und der Darstellung – genauso in große Unternehmen (insbesondere mit internationaler Ausrichtung) zu beobachten ist. Zunächst einmal ist bemerkenswert, dass die Unternehmen in ähnlicher Weise organisiert und gesteuert werden wie damals in der zentralistischen Planwirtschaft. Wichtige Entscheidungen werden in zentralen Machtzirkeln entschieden, beide Systeme sind eher Diktaturen als Demokratien und die Strukturen und Machtverhältnisse sind intransparent. pic159eUnd am Auffälligsten ist, dass die Darstellung nach den gleichen Mustern abläuft wie im Sozialismus (ich kann das beurteilen, da ich beides erlebt habe / erlebe): alles ist rosig, fast alles ist vom Erfolg gekrönt und Probleme sind nicht erkennbar (man ist immer ‚gut aufgestellt‘). Auch hier sind die Unterschiede zur Realität enorm groß und es wird wohl auch – wie zuvor schon beschrieben eine Mischung aus Realitätsverlust und Propaganda sein.
Und genau das bereitet mir etwas Sorgen. Ich weiß, was aus der DDR wurde und ich befürchte das die Verleugnung der Realität und die verzerrte Darstellung hier wie dort der Anfang vom Ende ist.