Dez. 13

Siemens und die Innovation AG

„Siemens ist nicht innovativ genug“ (Handelsblatt, 9. Dezember 2015)

Das an sich ist keine Neuigkeit, eigentlich wissen es sogar die meisten (Siemensianer und Beobachter). Nun steht es jedoch in der Zeitung – schwarz auf weiß. Und das ist dann doch neu, bedenkt man, dass Siemens vor einigen Jahren noch als Hightech-Konzern bezeichnet wurde. Heute läuft man der Konkurrenz hinterher und möchte endlich wieder aufschließen – ausgerechnet mit Innovationen!2015-12-13 19_22_05

Das kann nur schiefgehen. Warum? Ein Erklärungsversuch:

Continue reading

Dez. 08

Konferenz-Wahnsinn

Meiner Tageszeitung ist ein Flyer beigelegt. Titel:

‚HUB Conference‘ Digitale Transformation. Magazin zur Bitkom hub conference 2015 in Berlin.‘

Ich muss schmunzeln. Der Konferenz-Wahnsinn schlägt wieder zu: Die Bitkom wagt sich in Richtung Digitalisierung. Ich schlage die erste Seite auf. Ein Grußwort von Andrus Ansip (Vizepräsident der Europäischen Kommission, zuständig für den Digitalen Binnenmarkt). Mein Schmunzeln wird breiter. Die EU als schlagkräftige Speerspitze ist mit im Boot. Na dann wird es auf jeden Fall ein großer Erfolg. DSM (Digital Single Market) sei die Blaupause für die Digitalisierung der europäischen Industrie. Kein Witz, das steht da so. Also wenn Google, Facebook oder Amazon Milliarden Dollar investieren um die Zukunft zu besetzen, entwickeln die Bürokraten in Brüssel einen DSM und propagieren die Blaupause. Das beruhigt. Eine Seite weiter werden im Flyer dann Personen vorgestellt, welche  auf der Konferenz reden werden und welche mit ihren Gedanken für Belebung in der von vielen Schlagworten geprägten Diskussion sorgen sollen.
Da ist Fr. Claudia Nemat von der Deutschen Telekom, Gisbert Rühl – CEO von Klöckner & Co. , der CTO von HP, Rene Obermann usw usf. Verwundert liest man weiter. All diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass es in den Unternehmen so schleppend voran geht und dass sich Neues kaum durchsetzen kann, wollen nun den Interessierten erläutern, wie Digitalisierung geht? Gesunde Skepsis ist sicher angebracht. Folgenden Hinweis lese ich auf einem Online-Blog:
“Viele der heutigen digitalen Systeme und Köpfe sind aus dem alten Geist sowie den alten Strukturen geboren. Die kann man morgen in die digitale Tonne treten. Das heisst aber, wer ‘digital’ propagiert, ohne dem Digitalen eine Richtung zu geben, propagiert in IT gegossene Alt-Scheiße”, kommentiert Netzökonomie-Campus-Kollege Winfried Felder.Sketch 2015-12-07 23_54_47
Man fragt sich, warum überhaupt jemand auf solche Konferenzen geht und sich den alten Mist anhört. Offensichtlich reicht es jedoch völlig, wenn man irgendwelche CEOs oder CTOs – Hauptsache irgendwas und irgendwen mit bedeutungsvollen Namen ins Spiel bringt um Beunruhigte, Verunsicherte und Aufgescheuchte zahlreich anzulocken – über 2000 haben sich schon angemeldet, verkündet man stolz auf der Homepage. Unsicherheit verleitet Menschen, Experten zu glauben. Man sucht Orientierung. Aber man wird wohl furchtbar enttäuscht sein. Weil Konferenzen normalerweise eben wenig Substanz liefern. Auf der Homepage steht: „Die hub bringt disruptive Trends, smarte Technologien und ihre Macher nach Berlin.“ Was bitte ist ein ‚disruptiver Trend‘ ? Ein Widerspruch, aber das fällt in dem Brei an Superlativen kaum auf – lässt aber auf das Niveau schließen. Die Experten werden übrigens niemals verraten, was Sie mit Ihren Firmen vorhaben. In vielen Fällen werden Sie selber auch keinen Plan haben. Viele Buzzwords – wenig Inhalt, so einfach.

Dez. 01

SPD, CDU, FDP, Grüne … warum ich niemals in eine Partei gehen werde.

Es ist ja nicht so, dass ich keine politische Meinung vertrete und die auch nicht artikulieren kann, aber braucht man dazu eine Partei – SPD, CDU, FDP, Grüne? Ganz klar: NEIN. Einmal mehr wurde diese Woche deutlich, dass Parteien (in dem Fall die SPD, aber die anderen verhalten sich da sicher ebenso) an Borniertheit und Verbissenheit kaum zu überbieten sind. Was war passiert:

Die Chefin der Jusos – Johanna Ueckermann – hat in einer Rede eine Bewertung für den SPD-Chef abgegeben:  „Sigmar Gabriel gebe ich für seine Politik in der großen Koalition und als Parteivorsitzender eine Vier minus“  Wumm, das hat gesessen und wurde nur noch durch den Hinweis verstärkt, dass die Politik Merkels nun (endlich mal) zu loben sei. Natürlich wird noch eine Begründung dazu abgeliefert.

In der Wählergunst kommt die SPD seit Jahren nicht weit über 25% – es scheint also so zu sein, dass größere Teile der Bevölkerung und insbesondere die Wähler ebenso über Gabriel denken. Man könnte also meinen: ‚OK, wissen ja sowieso alle, nichts Neues also.‘ Aber genau an dem Punkt wird es lustig (zumindest für Außenstehende, für die Partei selber ist es derart blamabel, dass es schwer zu toppen sein wird). Einige Reaktionen aus der SPD-Führungsspitze:
Hubertus Heil: „…fällt eigener Partei in den Rücken. Unlogisch, unsolidarisch, unklug“
Yasmin Fahimi: „Ich höre wohl schlecht: Jusos loben die Kanzlerin?“
So richtig offenbart jedoch Thomas Oppermann, wessen Geistes Kind er ist: Uekermann habe sich „total verrannt“. Sie sei „konsequent unsolidarisch und wirklichkeitsfern“ (Rheinische Post).
Das ist wie in der Planwirtschaft. Alles wird ‚von oben‘ geplant und bewertet. Richtig ist nur, was man ‚oben‘ auch für richtig befindet. Gute Politik wird also in der Parteispitze festgelegt. Man fragt sich natürlich, wozu es eine Partei dann überhaupt gibt bzw. wozu es Parteimitglieder braucht. Ein gutes Parteimitglied ist jemand, der alles gut findet, nicht widerspricht und ohne zu mucken alles unterstützt, was die Spitze so umtreibt. Ist das nicht furchtbar? 

Einen richtigen Diskurs, also einen Meinungsaustausch, bei dem es nicht nur darum geht, dass die Parteispitze ‚IHRE‘ Politik erklärt, sondern auch tatsächlich eine gemeinsame Meinung entsteht, gibt es kaum. Selbst die Grünen – jahrelang bekannt für interne Diskussionen – freunden sich mit der Top-Down Politik an.

Aber wen kann man da noch ruhigen Gewissens wählen?

 

Zum Film: Sigmar Gabriel in Hochform: mitentscheiden, mitbestimmen, Blödsinn … (ab ca 1:50)

Nov. 22

Entdeckermomente: Maker Space

Meine Großeltern hatten in ihrem Haus eine große Werkstatt. Ich erinnere mich, dass mich dieser Ort magisch anzog, wahrscheinlich so wie es Harry Potter nach Hogwarts zog. Eine Mischung aus Chaos, vorsichtigen Versuchen eines Ordnungsschemas und viel Handwerkergeschick wollte erkundet werden. Alles war voller Werkzeuge und an mehreren Werkbänken hätte man loswerkeln können. Eine kleine Hängelampe warf einen recht kleinen Lichtkegel auf den Ort des Geschehens: Fahrräder wurden repariert, Schlösser mit neuen Schlüsseln versehen, die Elektrik ganzer Siedlungen wurde wohl in dieser Werkstatt instand gesetzt. Mein Großvater war ein geduldiger Mann und die Versuche, mir etwas beizubringen, waren vielfältig. Mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber immer ein Garant für diese wundervollen Momente, die ich Entdeckermomente nennen möchte. Er half mir, eine große Windmühle zu bauen und diese mit einem alten Waschmaschinenmotor anzutreiben (dass das keinen Sinn macht, war erst einmal egal, Hauptsache war, dass sich das Teil ordentlich dreht). Es gab eigentlich nichts, was man nicht machen konnte. Es war eine wunderbare Zeit, so einzigartig, wie sie eben nur Großväter mit ihren Enkeln erleben können und an die sich die Enkel dann ein ganzes Leben erinnern.
Und nun gibt es seit einigen Monaten das Maker Space in München. Im Prinzip ist das die Werkstatt meines Großvaters in groß, hell, modern und noch mehr Möglichkeiten. Die Entdeckermomente stehen Schlange und ich bin mir sicher: mein Großvater wäre auch ein Maker.

IMG_0416 DSC_0077 DSC_0171 DSC_0127

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: I.Bachmann

 

Okt. 27

Das Leben ist schön!

Gerade wenn man das Gefühl hat, das Leben zerrinnt – es wird durch zu viele Termine fremdgesteuert oder andere Ereignisse betrüben die Lebensfreude, sollte man sich klar machen: das stimmt nicht!

Das Leben ist schön! So oder so, falls Zweifel aufkommen, einfach mal innehalten und die Schönheit und die vielen wunderbaren Kleinigkeiten bewusster wahrnehmen. Es ist nur verdammt kurz. Viel zu kurz, um sich mit Ärger, Gram oder miesen Gedanken aufzuhalten.

Das Leben ist NIE das was andere denken, sondern IMMER das, was man selber daraus macht.
Bewusster leben kann schon mit weniger fernsehen und mehr Rad fahren anfangen oder einfach mal einen Brief schreiben oder mal einen Tag frei nehmen und wandern gehen.

Das Leben ist schön, man erkennt es nur nicht immer auf den ersten Blick. Dann kann man ja nachhelfen.

Okt. 23

Letzte Gedanken

Steve Jobs Worte an uns alle vor seinem Tod. Worte zum Nachdenken:

„Ich habe den Gipfel des Erfolgs in der Geschäftswelt erreicht.

In den Augen der Menschen gilt mein gesamtes Leben als eine Verkörperung des Erfolgs.
Jedoch abgesehen von meiner Arbeit, habe ich wenig Freude in meinem Leben. Letztendlich gilt mein Reichtum nur als Fakt des Lebens, an den ich gewohnt bin.

In diesem Augenblick, wo ich in einem Krankenbett liege und auf mein ganzes Leben zurückblicke, verstehe ich, dass all die Anerkennung und all der Reichtum, worauf ich so stolz war, an Wert verloren haben vor dem Gesicht des kommenden Todes.

In der Dunkelheit, wenn ich die grünen Lämpchen der Lebenserhaltungsmaschinen beobachte und mir das mechanische Brummen dieser Maschinen anhöre, fühle ich die Atmung des Todes immer näher auf mich zukommen.
Jetzt weiß ich, dass wir uns komplett anderen Fragen im Leben stellen müssen, die mit Reichtum nichts gemeinsam haben.

Es muss dort noch etwas sein, das sich uns als viel Wichtigeres im Leben erweist: Womöglich ist es eine zwischenmenschliche Beziehung, womöglich Kunst, womöglich auch Träume in unserer Kindheit…
Non-Stop im Erreichen des Reichtums macht einen Menschen zu einer Marionette, was auch mir passiert ist.

Gott hat uns solche Eigenschaften wie Gefühle für das Leben mitgegeben, damit wir in jedes Herz das Gefühl der Liebe überbringen können. Es darf keine Illusion bestehen bezüglich des Reichtums.

Den Reichtum, den ich im Verlaufe meines Lebens angehäuft habe, kann ich jetzt nicht mitnehmen.
Was ich jetzt noch mitnehmen kann, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren und mit Liebe erschaffen worden sind.

Das ist der wahrhafte Reichtum, der euch jedes mal folgen muss, euch begleiten muss, der euch Kraft und Licht gibt um weiterzugehen.

Die Liebe kann wandern und reisen, wohin sie will. Denn genau wie das Leben, kennt auch die Liebe keine Grenzen.
Geht dorthin, wo ihr hingehen wollt. Erreicht Höhepunkte in eurem Leben, die ihr erreichen wollt. Die ganze Kraft dafür liegt in euren Herzen und euren Händen.
„Welches Bett gilt als das reichste Bett der Welt?“ – „Es ist das Bett eines Kranken“ …
Ihr könnt euch vielleicht einen Chauffeur leisten, der für euch das Auto lenken wird. Oder ihr könnt euch Mitarbeiter leisten, die für euch das Geld verdienen würden. Niemand aber wird für euch all eure Krankheiten mittragen können. Das müsst ihr ganz alleine.
Materielle Werte und Sachen, die wir mal verloren haben, können wiedergefunden werden.

12243021_10153403049785326_6957769267303651498_nEs gibt aber eine Sache, die nicht wiedergefunden werden kann, wenn sie verloren geht – und das ist DAS LEBEN.

Wenn ein Mensch sich einem Operationstisch zubewegt, dann versteht er auf einmal, dass es noch ein Buch gibt, das er noch nicht zu Ende gelesen hat – und das ist „Das Buch über ein gesundes Leben“.

Es ist nicht wichtig, in welcher Lebensetappe wir uns gerade befinden. Jeder von uns wird früher oder später zu diesem Moment kommen, wo der Vorhang für ihn fallen wird.

Dein Reichtum – das ist die Liebe zu deiner Familie, das ist die Liebe zu deiner Frau und deinem Mann, das ist die Liebe zu deinen Nächsten.
Passt auf euch auf und sorgt euch um die anderen.“

Sep. 26

Die kreative Ameise

Jeden Morgen kam die kreative Ameise fröhlich zur Arbeit. Sie liebte ihre Arbeit. Hier verbrachte sie die meiste Zeit des Tages viel arbeitend, immer ein Liedchen summend. Sie arbeitete fleissig,  vor sic2705603_24dab66cbd_mh hin und auch mit anderen Ameisen.
Der Generaldirektor, ein dicker fetter Käfer, stellte fest, dass es niemanden gab, der die Ameise beaufsichtigte. So konnte es nicht weitergehen!
Er schuf einen Supervisor Posten und stellte einen Mistkäfer mit viel Erfahrung ein.
Die erste Sorge des Mistkäfers war, die Arbeitszeit zu standardisieren. Er erstellte hierzu verschiedene Reports. Bald darauf benötigte der Mistkäfer eine Sekretärin, die diese Reports vorbereitete.
Man stellte eine Spinne ein, die ein Archiv einrichtete und Telefonanrufe entgegennahm.
Und in der ganzen Zeit, arbeitete die Ameise froh und munter weiter, denn ihre Arbeit gefiel ihr und von Zeit zu Zeit summte sie ein Liedchen.
Der Generaldirektor war begeistert von der Arbeit des Mistkäfers, und fragte ihn nach grafischen Darstellungen und Zukunftsanalysen.
So wurde es nötig, eine Fliege einzustellen als Helfer für den Supervisor. Sie kauften der Fliege ein Laptop, mit dem sie die Reports schön bunt gestalten konnte. Die fleissige Ameise summte schon bald kein Liedchen mehr, beschwerte sich, dass sie so viel Schreibkram auszufüllen hatte, anstatt zu arbeiten.
Daraufhin beschloss der Generaldirektor, dass ein Administrator für die Abteilung, in der die Ameise arbeitete, her musste. Continue reading

Sep. 14

Zwischen WOLLEN und KÖNNEN – Flüchtlingskrise

Mit einem mal ist Deutschland wieder sehr beliebt – vom Austeritäts-Zuchtmeister Europas zum gefeierten Großzügigkeitsstaat mit viel Herzlichkeit und Wärme. Man reibt sich verwundert die Augen.
Ohne Zweifel ist Europa und Deutschland in einer Ausnahmesituation. Die bisherigen Regeln und Verordnungen helfen nicht mehr in der neuen Lage. Und jetzt wird es spannend. Aus Sicht der Systemtheorie ein sehr interessanter Entwicklungspunkt. Als (fast) neutraler Beobachter kann man zunächst feststellen, dass Europa überfordert ist. Und zwar nicht Europa (was ist Europa?) sondern die EU-Kommission. Mit der Griechenland-Krise hat sie schon keine gute Figur abgegeben, aber nun versagt sie komplett. Gilt Dublin noch? Gilt Schengen noch? Seit Jahren gibt es einen Grenzzaun in Melilla und Ceuta um Flüchtlinge vom Eintritt in die Europäische Union zwischen Marokko und Spanien abzuhalten. Bisher hat das kaum jemand gestört und in der breiten Öffentlichkeit und der Politik war es wohl akzeptiert.

Sub-Saharan migrants reach MelillaFoto: Spiegel
Der 6m-Zaun in Melilla wird hier gerade überwunden.

Schließlich sollen ja die EU-Außengrenzen ‚geschützt‘ werden. Warum wird nun Ungarn dafür angeprangert, dass es seine Grenze ebenso schützt? Es ist kaum erklärbar aber es ist zu vermuten, dass vielen – Politikern wie Bürgern in Europa – nun erst richtig bewusst wird, in welchem Dilemma Europa eigentlich steckt. Es wankt zwischen Betroffenheit, Hilfsbereitschaft, Vernunft und Abschreckung. Continue reading