Der Mensch an sich scheint immer auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten. Navigationsgeräte statt Stadtpläne, Taschenrechner statt Herleitung mit Papier und Stift, Digitalfotografie statt Filmrollen usw usf. In der Regel geht es um Unterstützung beim Denken. Die Technologie übernimmt vormals menschliche Denk- und Entscheidungsprozesse. Und nun ist es Big Data. Unmengen von Daten werden erfasst, analysiert und Muster gesucht für Entscheidungsprozesse. Die süße Verführung liegt darin, dass man glaubt alles funktioniere automatisch. Prinzipiell stimmt das auch, die Frage bleibt jedoch: Kann Big Data das Denken ersetzen? Bei dem Hype der gerade um die Daten gemacht wird – der Rohstoff aus dem zukünftige Geschäfte entstehen – kann man leicht übersehen, dass es nur begrenzt anwendbar ist. Im Bereich Marketing und Logistik scheint es tatsächlich gut zu funktionieren. Online-Händler machen es vor. Datenbestände werden bspw. erfasst und auf Grund von Erfahrungswerten kann zukünftiges Kaufverhalten gut geschätzt werden und vorausschauend nachbestellt werden. Die Gesetze der großen Zahlen kommen hier zu tragen. Geht es jedoch um einzelne Personen, versagt das Instrument. Partnerbörsen versuchen es dennoch immer wieder. Mit Hilfe von ‚wissenschaftlichen‘ Algorithmen werden vielversprechende Paare gebildet. Berichte aus der Praxis zeigen jedoch, dass das eigentlich nie klappt. Die Hoffnung vernebelt in dem Fall wohl etwas die Sinne. Verliebtsein lässt sich jedoch noch nicht programmieren, auch wenn es für viele allzu verlockend klingt.
Ich befürchte, vor lauter Big Data Trunkenheit, gelangt das Nachdenken noch weiter in den Hintergrund. Man konzentriert sich wohl sehr auf Big Data und vergisst dabei ‚Little Data‘. Aber wie beim Taschenrechner nützt das reine Berechnen nichts wenn man den Rechenweg – also die Grundlagen – nicht beherrscht. Auch die Banken haben ihre Kunden in den letzten Jahren dazu ‚erzogen‘ ihre Dienste selbstständig am Bankautomaten abzuwickeln, man hat sie quasi aus den Filialen vertrieben. Heute überlegen Banken, wie sie Kunden wieder in die Filiale locken können, damit sie nicht ganz den Kontakt verlieren.
Vermutlich zeichnen sich in Zukunft die erfolgreichen Wettbewerber dadurch aus, dass sie Big Data als Ergänzung nicht als Ersatz sehen. Vor allem wenn es um Visionen geht, hilft Big Data nur begrenzt. Analyse kann nie eine Vision liefern. Nachdenken wird wohl auch weiterhin gebraucht auch wenn die Erkenntnis für viele schmerzhaft sein wird.
Feb.
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