Ursprünglich wurden Umbrüche und Revolutionen im Technologiesektor als Disruption bezeichnet. Also eine wirklich fundamentale Änderung des Geschäftsmodells oder eine neue Technologie, die die Benutzung dramatisch vereinfacht oder verbessert – der Buchdruck bspw.. Eigentlich sollte klar sein, dass solche Disruptionen nicht beliebig oft auftreten sondern eher selten (schon weil Anwender auch nur eine begrenzte Kapazität haben). Blickt man auf das Jahr 2015 zurück, hat man das Gefühl, alles wäre irgendwie disruptiv. Inflationär in der Ausbreitung – zumindest medial. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch: nicht viel Neues auf dem Markt der Innovationen. Aber irgendwie ist ein Hype entstanden – aber eben nur auf der ‚Wollen-Seite“Können-Seite‘ hat sich nicht viel getan. Das muss schief gehen. Positiv an der Entwicklung ist, dass das Thema Innovation wieder ins Bewusstsein der Betriebsstrategen gelangt ist. Nur Innovationen können zukünftigen Erfolg sichern, ist plötzlich wieder en vogue. Und da man ja wirklich wettbewerbsfähig sein möchte, geht es gleich in die Königsdisziplin. Nicht einfach nur Innovationen, nein, gleich die radikalen Sachen – nicht kleckern sondern klotzen. Ich frage mich nur die ganze Zeit, wie das gehen soll. Organisationen, die bisher darauf trainiert wurden, möglichst keine Fehler zu machen und in denen sich vor allem durchsetzt, was im Management ‚gut ankommt‘ sind niemals in der Lage, Ideen mit revolutionären Potential umzusetzen. Es kann nicht funktionieren. Entscheidungen werden in großen Organisationen prinzipiell von schwachen, ideenlosen Opportunisten gefällt. Organisationen belohnen Anpassung und Konformität aber doch nicht radikale Veränderung! Jahrelang konnte ich bei Siemens das Spiel beobachten. Die stromlinienförmigen Anpasser werden doch nicht die Karriere aufs Spiel setzen, durch riskante und ungewisse Manöver. Das Innovationsklima wurde systematisch ruiniert, wichtige Posten sind längst nach Konformität statt nach Originalität besetzt worden. Um wieder innovativer zu werden, müsste man die Innovationsverweigerer feuern und durch Quergeister ersetzen. Macht das jemand? Ist mir nicht bekannt. Man lässt alles wie es ist und fördert jetzt StartUps und lässt auch mal die Krawatte weg (dann glaubt man, mehr Silicon-Valley-like zu sein) . Man möchte es erzwingen, aber bei Innovationen funktioniert ‚viel Geld bedeutet viel Innovation‘ nicht. Manager reden sich besoffen vor lauter Disruption. Auf der Ein wirklich interessanter Artikel in der FAZ zum Thema Disruption. Zitat aus dem Text: „Die Blödmänner, die bis vor kurzem von Nachhaltigkeit gesülzt haben, faseln jetzt von Disruption, um sich nach oben zu strampeln“, spottet eine Führungskraft aus der Autoindustrie. Und vor lauter schwadronieren und sülzen über Disruptionen hat man die dann wohl glatt vergessen. Mir ist keine wirkliche Disruption ‚made in Germany‘ für das Jahr 2015 bekannt. Das selbst fahrende Auto mit den Software-Updates hat das Potential, ist aber von Tesla. Während in Deutschland (vor allem bei Siemens?!) noch über Disruptionen geredet wird, wird in den USA (wieder einmal) eine revolutionäre Idee umgesetzt.
Dez
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