Nov 25

Middelhoff ist überall!

Es geschehen noch Wunder: „Big T ist im Gefängnis“ ist der Grund für die Annahme. Und zwar 3 Jahre, direkt aus der Verhandlung – also quasi ’nicht über Los‘.

Eine gewisse Genugtuung macht sich breit – endlich, so meint man, hat es mal den Richtigen erwischt (siehe auch die Kolumne ‚Wenn Unternehmen sterben‚ vom November 2009). Einen dieser Schaumschläger, die hauptsächlich durch Selbstdarstellung glänzten. Jedenfalls nicht durch Kompetenz oder durch Einsatz für das Unternehmen.

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Interessant an der Causa ‚Middelhoff‘ ist vor allem der Strafbestand für das Strafmaß. Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Firmeneigentum wird ihm zur Last gelegt (u.a. rechnete er Hubschrauberflüge zur Arbeit und die Festschrift für seinen ehemaligen Mentor Mark Wössner über Arcandor ab). Unfähigkeit und Großmannssucht kann man wohl ncht bestrafen, Veruntreuung und Steuerhinterziehung schon. Das ist insofern bemerkenswert, als es ein Eingeständnis gegenüber den Middelhoffs dieser Welt ist. Falls sie ehrlich bleiben, könnte man sie nie zur Rechnschaft ziehen oder anders ausgedrückt: Unfähig und ehrlich ist akzeptiert und man findet kaum ein Gegenmittel. Spätestens an diesem Punkt sollten die Großunternehmen unruhig werden. Es gibt keine Instanz (sieht man vom Aufsichtsrat ab, der jedoch versagte), welche korrigierend auf Top-Manager Einfluss nehmen kann. Hierarchien sind ja so aufgebaut, dass immer ’nach unten‘ gesteuert wird bzw. gesteuert werden muss. Eine Regulierung ’nach oben‘ ist schlicht nicht vorgesehen und die Top-Manager selber können darauf Einfluss nehmen, dass es auch so bleibt. Das Prinzip mag ja bei vernünftigen Managern funktionieren, bei Größenwahn versagt es nachweislich. Andererseits kann man davon ausgehen, dass Unternehmen voll sind von vielen, kleinen Middelhoffs, die zum einen ihre Macht und Gestaltungsmöglichkeit zuvorderst zum Erhalt der Macht und dann vielleicht für das Unternehmen einsetzen. Zum anderen werden Positionen für Extras und Sonderleistungen genutzt. Das geht bei Kaffee und Getränken los (normale Büroangestellte kaufen sich in der Regel ihre Getränke, in Chefetagen habe ich immer die Super Espresso-maschinen bewundert, die sicher auf Firmenkosten angeschafft wurden.) und endet bei Hubschrauberflügen. Middelhoff ist überall! Und man kann nur hoffen, dass die Causa Middelhoff hier einiges bewirkt.