Herbst oder die Quadratur des Blattes

Pünktlich mit dem Beginn des Herbstes stellen sich tatsächlich auch die typischen Erkennungsmerkmale für die neue Jahreszeit ein. Einige Menschen setzen nun sogar kurz die Sonnenbrille ab andere tragen schon Handschuhe und arbeiten schon am Singledasein selbiger.

Als Kinder haben wir früher ab und zu Kastanien gesammelt. Wenn die Früchte der stacheligen Schale entkamen waren sie prall und glänzend. Leider traten die Biester wohl mit ihrer Inhaftierung in den Hungerstreik, denn nach kurzer Zeit sahen sie recht schrumpelig aus. Bei größeren Mengen war es dann an der Zeit sie in den Tierpark zur Verfütterung zu bringen. Hier freute man sich jedoch selten so richtig über die Futterquelle Kastanie, irgendwie hatte ich immer das Gefühl, die Tierparkwächter müssten sie nicht zu Rotwild und Schwarzkittel auf den Teller sondern sie selber müssten sie essen und schauen deshalb so verstört. Vielleicht war es der Grund dafür, warum das Blätterrascheln so beliebt war:

Irgendwann im Spätsommer merkt das Blatt, obwohl es noch recht kräftig ist, dass es immer anstrengender wird, sich am Baum festzuhalten. Nach einer durchzechten Nacht ist es dann soweit, das Blatt gibt auf. Es verabschiedet sich von den Nachbarn, traurig lässt es los und fällt hinab. Es ist nicht das erste hier unten, liegt aber nun oben auf. So oder so ähnlich entstehen die beliebten Biotope zum rascheln. Ideal ist es, wenn die Blätter trocken sind, und nicht zu klein. Ahorn ist ideal, Eiche fast schon zu klein. Wenn man nun schwungvoll in den Blätterhaufen tritt, fliegen sie hoch, wirbeln durch die Luft und landen mit einem sonderbar zischelnden Geräusch ganz woanders. Ich habe dieses ungestüme Verwirbeln der Blätter und das kichernde Rascheln immer sehr gemocht.  Auch Spazierengehen und mit jedem Schritt dieses Rascheln erzeugen ist eine Wohltat. Auch heute noch versuche ich es im Herbst, so oft es eben geht. Leider werden die Möglichkeiten weniger seit Scharen von Laubbläsern dafür sorgen, dass die kraftlosen Blätter so schnell wie möglich verschwinden. Ein Jammer, sowohl die nervigen, krachmachenden Laubbeschleuniger als auch die dadurch immer seltener werdenden Lauboasen. Außerhalb der Städte gibt es sie aber noch, sogar einige größere Gebiete kenne ich. Wobei die Spots viel geheimer als gute Pilzstellen behandelt werden.

Und man muss sich beeilen, noch sind die Bedingungen ideal. Sobald aber die Herbststürme einsetzen, ist es vorbei mit der Ausgelassenheit.

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