Zielvereinbarungen

Was wären die ‚modernen‘ Organisationen mit ihren ‚modernen‘ Management Praktiken ohne das Instrument der Zielvereinbarung? Sehr hilflos, vermute ich. Die ursprüngliche Idee war damals – vor ca. 100 Jahren – so einfach wie auch genial.
Ausgangspunkt ist zunächst die Feststellung, dass der ordinäre Mitarbeiter ohne Zielvorgabe entweder hilf- bzw. orientierungslos oder wenig engagiert seinem Tagwerk nachgeht. Damit der ‚Wurstelei‘ eine Richtung verliehen werden kann, bedarf es der Zielvorgaben. In der Regel werden die durch die Vorgesetzten festgesetzt, damit bekommt auch die Führung einen Zweck.
Im Industriezeitalter war das eine prima Sache, aber wie ist das in einer Zeit, die angeblich durch Wissen, Wissensvorsprung und Dynamik gekennzeichnet ist?
Sketch 2014-09-25 09_Zielvorgabe_mit CR_kleinIn der Ausgangs-situation ging man davon aus, dass der Vorgesetzte den Überblick sowohl über die Aufgaben und Kompetenzen der Mitarbeiter als auch die Situation und aktuellen Erfordernisse – im Sinne der Organisation – hat. Dieser Anspruch ist kaum erfüllbar, weder damals noch heute und mit zunehmendem Grad an Wissensarbeit in Zukunft immer weniger. Ziele, die über den Vorstellungshorizont des Vorgesetzten hinausgehen, sind so kaum denkbar. Oder anders ausgedrückt: die gegebenen Ziele sind durch den geistigen Horizont des Vorgesetzten begrenzt.
Jede Erneuerung oder Innovation wird so zu einem Akt der Unge-horsamkeit. George Bernard Shaw hatte dazu schon 1903 bemerkt: „Der vernünftige Mensch passt sich der Welt an; der unvernünftige besteht auf dem Versuch, die Welt sich anzupassen. Deshalb hängt aller Fortschritt vom unvernünftigen Menschen ab.“ (im Drama ‚Mensch und Übermensch‘).

Spinnt man den Gedanken weiter, könnte man mutig schlussfolgern, dass Organisationen, die konsequent über Zielvorgaben gesteuert werden, auf die Beibehaltung des Status-Quo setzen. Alles bleibt beim (messbaren) alten. Erneuerung ist nur insofern vorgesehen, als das es bei der folgenden Zielvorgabe auch als Ziel formuliert werden kann. Fortschritt braucht also einen innovativen Ungehorsam. Lässt den die Organisation nicht zu (oder schränkt den durch Zielvorgaben ein) entsteht das Neue woanders. Aufhalten lässt es sich jedenfalls nur schwer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert