Die Macher fehlen! Als ich den Beitrag „Gründergeist an der Konzernspitze gesucht“ im Handelsblatt las, musste ich schmunzeln und eine gewisse Genugtuung erfüllt mich. Warum? Schon in meinem Buch ‚Die Weisheit der Roulettekugel‚ habe ich versucht darzustellen, dass Organisationen in der Regel die belohnen – insbesondere durch Karrieresprünge – die sich anpassen, kein Risiko eingehen und genau die, die nicht das machen, was sinnvoll ist, sondern das, was ‚oben gut ankommt‘. Das ist der Trick! Sitzfleisch zählt – nicht Mut. Damit hat man Erfolg in Unternehmen: „Ein Sozialjongleur, der geschmeidig nach außen wirkt, aber mit der Wucht einer Dampfwalze zum eigenen Vorteil wirkt, wird bei Personalentscheidungen bevorzugt“ (ebd.). Der Artikel im Handelsblatt ist insofern sehr interessant, weil Unternehmen inzwischen wohl feststellen, dass der Unternehmergeist so verloren geht. An der Spitze stehen die glattgebügelten Planer – mit der klassischen Manager-Vita – und die suchen jetzt händeringend Gründer und Unternehmer.
Die Unternehmen sind vollgestopft mit Verwaltern (was ich selber bei der Siemens AG kennengelernt habe: an den entscheidenden Positionen findet man immer die braven Bewahrer, aber: „Macher statt Verwalter sind gefragt.“). „Im schlimmsten Fall folgt die Konzernsklerose: Der unternehmerische Biss geht verloren, immer neue Verwaltungsschichten machen das Unternehmen träge. Querdenker werden weggebissen, Innovationen aus Sorge um das lukrative Kerngeschäft ausgebremst.“ (ebd.) Unternehmen haben das inzwischen auch festgestellt und reagieren. Man möchte Mitarbeiter ‚kultivieren‘, damit sie „Unternehmer im Unternehmen“ werden. Das ist jedoch sowas von absurd! Wie soll das gehen? Gehen Sie mal zu ihrem Chef und sagen, er solle die Aufgaben jetzt selber machen, da man jetzt als Unternehmer im Unternehmen (Intrapreneur ist der Fachterminus!) ganz andere Verpflichtungen hat. Ein Irrsinn und ich habe trotz großer medialer Popularität noch kein einziges funktionierendes Beispiel aus Unternehmen erlebt. Ein anderer Versuch ist, den Silicon Valley Geist ins Unternehmen zu holen – Stichwort Start-Up-Community (dazu schrieb ich ja schon eine Kolumne). Im Prinzip sind das jedoch alles verzweifelte Versuche, das angenehme Verwalterdasein im Unternehmen zu bewahren und doch etwas Agilität in die Organisation zu holen. Würde man ernsthaft was ändern wollen, würde man die ganzen unbeweglichen Verwalter, Aussitzer und Karriereopportunisten feuern (vielleicht nicht alle, ein paar braucht man noch, zumindest aber an den entscheidenden Positionen). Und alle ersetzen mit Machern, Querulanten, Gründern und Freigeistern!
Aug.
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