Es ist bei vielen Entscheidern immer noch nicht angekommen: Innovationen sind ein wirklich kompliziertes Geschäft. Die weit verbreitete Ansicht, eine ‚gute‘ Idee (was auch immer das ist!) braucht einen richtig guten Business Plan und fertig ist die Innovation. Das ist FALSCH, bzw. es genügt vielleicht für Micky-Mouse-Innovationen. Man kann es jedoch so oft erzählen wie man will, die Erkenntnis scheint gerade in großen Unternehmen nicht anzukommen. Chefs entscheiden Was und Wie innoviert wird, basiert auf den Management-Theorien vom Anfang des 20.Jahrhunderts (Taylor: Command and Control). Der spannende Punkt bei jeder Idee / Innovation ist der ‚Idee trifft Realität‘ Punkt. Das Video von Astro Teller bringt vielleicht den einen oder anderen zum Nachdenken (es lohnt sich, es ganz anzuschauen, auch wenn es die Twitter-geprägte Aufmerksamkeitsspanne erheblich herausfordert.
LEGO Serious Play
Der neue Film ist fertig:
Worum gehts? Um LEGO Serious Play. Was es ist und was es bringt. Der Film soll vor allem eine Einführung ins Thema sein. Und Neugier und Interesse wecken. Die Möglichkeiten, die das Instrument dann tatsächlich bietet, lassen sich erst beim ’spielen‘ richtig erfassen. Ich hoffe, möglichst viele lassen sich inspirieren.
Beinahe
Ein kleiner, feiner Film … in der U-Bahn in München – wo ich auch schon ca. ein halbes Jahr meines Lebens verbracht habe.
Obwohl sie sich zu oft verspätet und manchmal auch ausfällt, ist sie im Großen und Ganzen doch recht zuverlässig. Dass mit den Fahrscheinen wird wohl immer ein Ärgernis bleiben – vor allem für Touristen. Dennoch kann man sich München ohne U-Bahn einfach nicht vorstellen. Und wie bei allen Sachen, die recht selbstverständlich sind, kann man schon mal vergessen, es angemessen zu würdigen.
Schade, denn wie der Film zeigt, können die tollsten Dinge passieren:
Inzwischen schauen jedoch die meisten in ihre Telefone und / oder haben diese riesigen Kopfhörer auf. Die verpassen so etwas natürlich. Das ‚ Beinahe ‚ wird dann zum ‚ eher nicht ‚.
Erstaunliche Experimente (4) : Der Kruger & Dunning – Effekt
Sokrates formulierte es einmal so: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt sehr weise, dabei war Sokrates ein Gelehrter und sicher nicht dumm. Die sich daraus ergebende spannende Frage lautet: ‚Was weiß man über das Wissen?‘ oder anders: ‚Was kann man über das Wissen wissen?‘ Klar ist, man braucht ein Grundwissen, um Wissen beurteilen zu können. Das gilt für das eigene Wissen genauso wie für die Beurteilung von anderen. Bei der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sind die meisten Menschen wohl überfordert. Wie sonst ist es erklärbar, dass auf die Frage ‚Gehören Sie zur besseren Hälfte der Autofahrer?‘ die Mehrheit mit JA antwortet? Besonders junge, männliche Autofahrer, die nachgewiesener Maßen in überproportional viele Unfälle verwickelt sind, überschätzen sich und ihre Fähigkeiten dramatisch. Das Phänomen gilt aber nicht nur im Strassenverkehr; im Gegenteil es ist weit verbreitet.
Justin Kruger und David Dünnung ( Kruger & Dunning ) veröffentlichten 1999 die Ergebnisse einer erstaunlichen Versuchsreihe. Versuchspersonen sollten Aufgaben aus Bereichen wie Logik oder Grammatik lösen und außerdem die Qualität von Witzen beurteilen. Zusätzlich sollten sie nach dem Test angeben, ob sie glaubten, dass sie besser als die Hälfte oder sogar besser als zwei Drittel ihrer Konkurrenten abgeschnitten hätten. Was bei diesen Experimenten zutage kam, war verblüffend: Nahezu sämtliche Probanden stuften sich selbst als besser als 60 bis 70 Prozent der anderen ein. Gerade diejenigen, die mit ihren Testergebnissen zu den schlechtesten 25 Prozent gehörten, neigten am häufigsten dazu, ihre Leistungen geradezu grotesk zu überschätzen. Hingegen unterschätzten die besten zehn Prozent der Testpersonen regelmäßig ihre Leistungen – wenn auch in verhältnismäßig geringem Ausmaß. Was die Forscher aber besonders schockierte: Selbst als sie den Teilnehmern die Ergebnisse der anderen zeigten, ihnen also die Chance gaben, sich selbst realistischer einzuschätzen, korrigierten die Probanden aus dem schwächsten Viertel ihr übertriebenes Selbstbild nicht. Flapsig gesprochen: Sie waren zu dumm, um die eigene Dummheit zu erkennen, und strotzten weiterhin vor Selbstbewusstsein.
In den Augen von Dunning und Kruger lassen diese Befunde auf einen gesetzmäßigen Zusammenhang schließen: Je weniger jemand von einer Sache versteht, desto weniger ist er imstande, seine eigene Inkompetenz zu erkennen und zu beurteilen, wie viel oder wie wenig andere von dieser Sache verstehen. »Es ist schwer zu wissen, dass man keine Ahnung hat. Denn wenn man wüsste, dass man von einer Sache keine Ahnung hat, wüsste man auch, was man lernen muss, um nicht länger ahnungslos zu sein«, erklärt Dunning.
Zu Ehren von Prof. Peter Kruse
Leider ist Prof. Peter Kruse am 1. Juni diesen Jahres verstorben. Ihm zu Ehren nachfolgend zwei seiner beeindruckendsten Videos: über Kreativität, acht Gründe für Stillstand in Unternehmen und die Gedanken zur Führung:
1. Kreativität
Panzer übersehen
Wie die Polizei mitteilte, kam es in Detmold (NRW) zu einem tragischen Unfall. Eine junge Frau, die als Fahranfängerin eingestuft wurde, kollidierte mit einem Panzer. Als Grund für den Zusammenstoß wurde angegeben, die Frau übersah die Panzerkolonne.
Nun frage ich mich:
‚Wie kann man einen Panzer übersehen ?‘
Es war sogar eine Panzerkolonne, die da übersehen wurde. Ich finde keine Antwort, denke aber, bei normaler Fahrweise ist das schlicht nicht möglich. Was also mag die junge Frau da in dem Auto gemacht haben? Vielleicht telefoniert?
Fotos: Polizei Lippe
Das Sepp Blatter-Syndrom
Blatter ist der alte und neue Präsident der FIFA. Das ist grausam, sollte aber niemand so richtig wundern. Dass jetzt selbst die Politiker davon angewidert sind, irritiert dann doch. Sogar Justizminister Maas plädiert für einen Neuanfang – ohne Blatter. Die Profillosigkeit der Politiker erkennt man immer dann, wenn Forderungen laut werden, die sich ohne Weiteres im Mainstream verorten lassen. Und jeder weiss nun einmal, dass Blatter für Korruption steht und weg muss. Lässt man den politischen Zirkus einmal weg, bleibt Folgendes: Die FIFA ist eine Organisation mit Monopol – der Verwaltung des Fussballs auf der Welt – die die Fähigkeit zur Erneuerung verloren hat. Das fällt nicht weiter auf, es gibt ja keinen Wettbewerb und Fussball wird so oder so gespielt. Die Aufregung verstehe ich insofern nicht ganz, als genau diese Situation in vielen Organisationen und Unternehmen genau so anzutreffen ist. Erneuerung ist weder gewollt noch möglich, da das System so konstruiert wurde, dass jede Erneuerung nur Top-down erfolgen kann. Wenn dann am ‚Top‘ eine Schlafmütze sitzt, passiert eben nichts. Außer: plötzlich entsteht Wettbewerb (wie z.B. bei Karstadt). Schon oft habe ich genau solche Szenarien erlebt: die Mehrheit der Organisation war sich einig, dass der Chef in den meisten Belangen des Chefseins überfordert ist und eigentlich durch eine kompetentere und führungsstärkere Person ersetzt sein sollte. Nur: Organisationen blockieren sich in der Hinsicht selber. Es gibt in den wenigsten Organisationen Mechanismen die schlechte Führung beseitigen wollen. Ja es wird ja kaum bemerkt, zumindest nicht dort wo ein eingreifen möglich wäre. Die Folge ist Mittelmaß, wenn überhaupt. Die Machtspielchen, wie sie jetzt auch bei der FIFA zu beobachten waren (Blatter: ‚Ich vergebe, aber ich vergesse nicht‘; die Androhung von Konsequenzen für die Gegner usw.) könnten so auch 1 zu 1 aus dem Unternehmenskontext entnommen sein.
Damit es nicht zu solchen Stagnationen und Blockaden kommt, sollten Organisationen bei der Gestaltung immer auch Mechanismen der Erneuerung mit betrachten. Fussballtrainer werden bei Erfolglosigkeit relativ schnell gefeuert, was wohl das andere Extrem auf einer imaginären Bandbreite für Erneuerung darstellt.
Also, alle die jetzt vollmundig den Rücktritt von Blatter fordern (damit keine Missverständnisse aufkommen, ich bin weder Fan von Blatter noch von der korrupten FIFA), sollten die Gelegenheit nutzen und ihre eigene Organisation mal kritisch betrachten: „Welche Form der Erneuerung gibt es bei uns?“ und „Können Chefs kritisiert werden ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?“ „Wie kritikfähig sind unsere Führungskräfte?“
Lange Gesichter – die meisten Organisationen ähneln wohl überraschend stark der FIFA, eingeschlossen des ‚Pattex-Chefs‘ Sepp Blatter.
Update 02.06.2015:
Sepp Blatter ist zurück getreten. Aus Einsicht? Wohl kaum, aber wenn das Schule macht, würden in nächster Zeit massenhaft Manager zurück treten.
Management Portraits im Vergleich
Mit Interesse verfolge ich die Entwicklung im Management von Unternehmen, deren Lenker und Persönlichkeiten. Natürlich gibt es nicht nur die Glanzzeiten und Feierstimmungen, welche oftmals auf ‚offiziellen‘ Fotos abgebildet sind . Wesentlich spannender als die Pressefotos sind die Augenblicke der Ernüchterung und der Erkenntnis ‚Hoppla, hier ist was schief gelaufen.‘ Wenn man sich die Bilder dann im Vergleich anschaut, kann man einiges über die betrachtete Person erfahren. In der nachfolgenden Tabelle enthält die Spalte ‚Something wrong here‘ die weniger glänzenden Momente. Ich habe sie mir ganz genau angeschaut. Was verraten die Augen, was die Mundwinkel oder die Körperhaltung? Vielleicht täusche ich mich, aber die Mimik verrät in den meisten Fällen vor allem, dass man unzufrieden ist und die Ursachen eher woanders als bei sich selber sucht. Wenn die Lippen so zusammen gepresst werden, spürt man förmlich die Mischung aus Unmut, Selbstgefälligkeit und Trotz. Manchmal ist auch etwas Ratlosigkeit (z.B. Heide Simones nach der missglückten Wiederwahl) dabei, aber Selbstzweifel sind weit und breit nicht erkennbar. Das finde ich bemerkenswert. Es ist gar nicht mal so sehr der Grund für den Unmut oder ob es gerechtfertigt ist oder nicht was mich so fesselt, sondern einfach die Mimik. Ich bin davon fasziniert, was die Portraits von ein und der selben Person in zwei verschiedenen Situationen verraten kann, was wahrscheinlich sogar verborgen bleiben sollte.
Management Portraits:
‚The sky is the limit‘ | ‚Something wrong here‘ |
Jürgen Fitschen, CEO Deutsche Bank |
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Silvio Berlusconi, Ex-Premier von Italien |
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Heinrich Maria Schulte, Ex-Wölbern Invest Chef |
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Thomas Middelhof, Ex- Arcandor-Chef |
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Joe Kaeser, CEO Siemens |
Ein möglicher Grund könnte hier zu finden sein: ‚Der Mann, der Josef Käser über den Tisch zog.‘ (Bilanz Magazin Mai 2015, S.26) |
Karl-Theodor zu Guttenberg, Ex-Verteidigungsminister |
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Leo Apotheker, Ex-HP/SAP-Chef |
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Heide Simonis, Ex-Ministerpräsidentin Schleswig-Holstein |
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Joseph Blatter, FIFA Präsident | |
Fotos: Handelsblatt, FAZ, SZ, WiWo, Welt, Abendblatt |
Wow, selbst als US-Geheimdienstchef gibt es wohl Grund für Ärgernisse – in dem Fall über den BND.
Freunde werden die sicher nicht mehr, aber es ist ja auch eine Frechheit, wenn die Krauts nicht mehr das machen wollen, was der mächtigste Spionage-Boss will, „Alles Flaschen!“
Muttertag
Täglicher Streikbericht
Kommt es mir nur so vor, oder ist es tatsächlich so, dass die Streiklaune in Deutschland deutlich zugenommen hat? Täglich neue Meldungen: Deutsche Bahn (ok, seit 10 Monaten erfolglose Verhandlung macht nervös), Postbank, Sicherheitsdienste (in Berlin wird das Bargeld knapp!), Krankenhaus und nun auch Kindergärten und weitere (Piloten pausieren grad, jedoch kaum aus Einsicht).
Natürlich haben Streiks Auswirkungen auf das tägliche Leben. Das ist ja genau die Idee vom Streik, ohne Auswirkungen wären sie sinnlos. Das kann man gut finden oder nicht (gerade wenn man betroffen ist).
Nun kann man sich fragen ‚Warum auf einmal so viele Streiks?‘ Man kann nur spekulieren. Kann es sein, dass viele das Gefühl haben, dass der Wohlstandszuwachs ungleich verteilt wird? Täglich kann man lesen: Schäuble kann mit höheren Steuereinnahmen rechnen. Was macht der eigentlich mit dem Geld? Ich glaube, bei detaillierterer Erklärung bzgl. des Verbleibs wären die Begehrlichkeiten seitens der Steuerzahler geringer und die Streiktendenz eventuell weniger ausgeprägt. Ist nur so eine Idee.
Beim Bahnstreik kann man beobachten wie blank die Nerven liegen. Beim Namen Weselsky steigt in Deutschland der gesellschaftliche Blutdruck. Sogar die SPD vergisst ihre Ideale. Frau Nahles plant das Tarifeinheitsgesetz. Da reibt man sich die Augen, war nicht die SPD bisher das Sprachrohr der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Interessen? Aber offensichtlich wittert die SPD nun Kontrollverlust. Interessenvertretung geht eben nur so weit, wie es die SPD gut findet.
Sehr seltsam ist das alles. Ich bin auch oft von Streiks betroffen (vor allem Bahn!) und sicher nicht immer einverstanden mit den Streikwilligen. Was ich aber immer geschätzt habe, ist die Tarifautonomie – also die Ansicht, das die Tarifparteien sich da irgendwie einigen müssen. Und zwar egal wie und das muss man eben auch mal aushalten. Wenn sich Nahles nun jedoch durchsetzt, ist es damit vorbei. Dann gibt es nur noch Kuschelstreiks, also welche, die nicht weh tun. Aber halt, geht damit nicht die Wirksamkeit des Streiks verloren? Ausgerechnet die SPD, die sich doch immer als Aushängeschild der Arbeiterklasse sah. Verkehrte Welt irgendwie, aber bei der SPD wundert man sich ja kaum noch über was.